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Die Versorgung von Patienten nach einem Herzinfarkt lässt noch zu wünschen übrig (Foto: DAK)
> Herzinfarkt-Patienten: Keine optimale Therapie
Viele Herzinfarkt-Patienten werden
nicht gut versorgt. Das betrifft zum einen die unzureichende Therapie
mit Medikamenten nach dem Herzinfarkt, die die Folgen der Krankheit
positiv beeinflussen könnten. Die Nachsorge ist aber auch deshalb
mangelhaft, weil viele der Betroffenen im Anschluß an den Herzinfarkt
auch Diabetes entwickeln. Doch die Zuckerkrankheit wird nur in sechs
von zehn Fällen behandelt.
Die Kombination von fünf Medikamenten-Gruppen, die so genannte
„optimale medikamentöse Therapie“ (OMT), nach Herzinfarkt senkt laut
Experten für Kardiologie nachweislich die Sterblichkeit. Trotzdem
bekommen weniger als die Hälfte der in Frage kommenden Patienten die
OMT verschrieben. Diese besteht aus einer Kombination von fünf
Substanzgruppen, die in klinischen Studien bewiesen haben, dass sie den
Krankheitsverlauf nach Herzinfarkt positiv beeinflussen: Aspirin,
Betablocker, den Fettstoffwechsel beeinflussende Statine, Blocker des
Renin-Angiotensin-Systems und Plättchen-hemmende Thienopyridine. Eine Gruppe von Forschern in acht deutschen Städten hat die Daten von
mehr als 5.300 Herzinfarkt-Patienten analysiert, erhoben wurden unter
anderem die verschriebene Medikation und die Sterblichkeit. „Bei der
Entlassung aus dem Krankenhaus erhielten 89 Prozent der Patienten nach
akutem Herzinfarkt Aspirin, 90 Prozent Betablocker, 84 Prozent Statine,
81 Prozent Renin-Angiotensin-Systems, 70 Prozent ein Thienopyridin, bei
46,2 Prozent wurde die OMT-Kombination verschrieben“, berichtet Dr.
Peter Bramlage, Institut für kardiovaskuläre Pharmakologie und
Epidemiologie Mahlow. „Hier ist noch Raum für Verbesserungen.“ Die
Sterbequote war bei OMT-Patienten im Vergleich zu Patienten ohne
Medikation oder mit nur einem Medikament um 74 Prozent reduziert. Die unzureichende Behandlung setzt sich auch in anderen Bereichen 
fort. Obwohl internationale Behandlungsrichtlinien bei Herzkranken eine
frühe und intensive Diabetes-Therapie empfehlen, erhalten 40 Prozent
der zuckerkranken Herzinfarkt-Patienten keine entsprechende Behandlung.
In dem sogenannten „Sweetheart-Register“ analysiert ein Team von
Kardiologen aus ganz Deutschland die Daten von bisher mehr als 1.700
Herzinfarkt-Betroffenen. Bei 33 Prozent der Patienten war ihr Diabetes
bereits vor dem Infarkt bekannt, nach dem Infarkt wurde bei 16,1
Prozent der Patienten eine Zuckerkrankheit diagnostiziert, und bei 22,4
Prozent ein gestörter Glukosestoffwechsel (Prädiabetes). Nur weniger
als ein Drittel (28,5 Prozent) der Betroffenen hatte normale
Glukosewerte. Der Häufigkeit von Diabetes und seinen Vorstufen bei
Herzinfarkt-Patienten steht allerdings eine unzureichende Therapie
gegenüber, kritisiert Dr. Frank Towae (Herzzentrum Ludwigshafen): „Bei
der Entlassung von Herzinfarktpatienten aus der stationären Behandlung
werden sie recht gut mit Medikamenten wie Statinen, Betablockern,
ACE-Hemmern oder Angiotensinrezeptorenblockern und
Thrombozytenaggregationshemmern versorgt. Aber nur 61,1 Prozent der
Patienten, bei denen neu Diabetes diagnostiziert wurde, erhielten eine
Diabetes-Therapie – und von diesen wurde 74 Prozent nur eine
Ernährungsumstellung empfohlen.“ WANC 19.04.10, Quelle: 76. Jahrestagung, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
 
 
 
 
 
 
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