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"In der Gesamtschau können Thiazid-Diuretika deshalb als Therapie der ersten Wahl gelten" - die Einschätzung ist nicht unumstritten (Foto: ABDA)
> Das richtige Medikament gegen Bluthochdruck
Welches Medikament ist das richtige
gegen Bluthochdruck? Eine Studie stellt jetzt fest, dass die
sogenannten Diuretika für viele Patienten als Mittel der ersten Wahl
gelten. Dabei wurde nicht die Blutdrucksenkung als solche bewertet,
sondern wie das Medikament Folgekomplikationen vorbeugt. Das Ergebnis
der Untersuchung ist nicht unumstritten.
Eine Senkung von erhöhtem Blutdruck kann Komplikationen wie
Schlaganfällen, Nieren- oder Herzschäden vorbeugen und das Leben
verlängern. Wie Studien zeigen, ist dies vor allem mit Hilfe von
Medikamenten, sogenannten Antihypertensiva, möglich. Das Institut für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat
vergleichend untersucht, welche Vor- und Nachteile die bisher zur
Blutdrucksenkung eingesetzten Medikamente haben können. Der Abschlussbericht vergleicht den Nutzen von 5 in Deutschland zur
Behandlung des Bluthochdrucks zugelassenen Wirkstoffgruppen: Diuretika
(insbesondere Thiazid-Diuretika), Beta-Blocker, ACE-Hemmer,
Kalziumantagonisten und Angiotensin-II-Antagonisten. Maßstab für den
Nutzen war dabei nicht die Senkung des Blutdrucks, sondern die
Folgekomplikationen, die Bluthochdruck verursachen kann: Vorbeugung von
Herzerkrankungen, Schlaganfällen, anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
und Nierenschäden. Bewertet wurden darüber hinaus Lebensqualität,
Therapiezufriedenheit, Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten und
unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Von einer essentiellen Hypertonie spricht man dann, wenn keine
organische Ursache für die Blutdrucksteigerung erkennbar ist. Bei etwa
der Hälfte dieser Patienten reicht eine Therapie mit nur einem
Wirkstoff (Monotherapie) aus, um den Blutdruck zu kontrollieren, stellt
das IQWiG fest. Bei den übrigen müsse ein zweites oder gar ein drittes
Medikament kombiniert werden. Deshalb der Behandlungsratschlag: Es
erscheint sinnvoll, dass Patienten eine Therapie zunächst mit einem
einzelnen Wirkstoff beginnen und erst nachfolgend bei Bedarf ein
zweites (oder drittes) Mittel hinzunehmen. Das Institut, das für sich in Anspruch nimmt, unabhängig zu sein, hat
verschiedenen Studien zu den unterschiedlichen Wirkstoffen ausgewertet.
Was die Vermeidung von Folgekomplikationen betrifft, waren Diuretika
ebenso gut wie alle anderen Wirkstoffgruppen, in einzelnen Aspekten wie
der Vorbeugung von Herzinsuffizienz, Herzinfarkten und Schlaganfällen
zum Teil sogar besser. "In der Gesamtschau können Thiazid-Diuretika
deshalb als Therapie der ersten Wahl gelten", sagt IQWiG-Leiter Peter
Sawicki: "Soweit es bei einem Patienten nicht besondere Gründe gibt,
die gegen diese Medikamente sprechen, lohnt sich der Versuch, eine
Behandlung mit einem dieser Diuretika ...... zu beginnen." Die Ergebnisse der Studie sind nicht unumstritten. So wird bemängelt,
dass dabei wichtige Studien – einen Vorwurf, den sich das IQWiG bei
fast allen Untersuchungen gefallen lassen muss – und dass nationale und
internationale Behandlungsleitlinien nicht berücksichtigt wurden. So
sagt beispielsweise die Hochdruckliga: „Es gibt Argumente, die für den
Beginn der antihypertensiven Behandlung in Form einer
Kombinationstherapie, in der Regel als Zweierkombination, sprechen.”
Ein weiterer Vorwurf: Es sei nicht berücksichtigt worden, dass
Diuretika erhebliche Nebenwirkungen wie Diabetes haben kann. Das Problem aller Medikamente gegen Bluthochdruck ist, dass sie nicht
bei allen Patienten gleich wirken und der Arzt fast immer erst einmal
heraus finden muss, welches das richtige ist. Außerdem zeigt die
Erfahrung der Mediziner, dass fast immer zwei oder noch mehr
Arzneimittel eingesetzt werden müssen, um einen Behandlungserfolg zu
erreichen. Und: Keines der Mittel kommt ohne Nebenwirkungen aus. WANC 17.09.09/ Quelle: IQWiG
 
 
 
 
 
 
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