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Fluglärm belastet betroffene Anwohner: der Blutdruck und das Risiko für einen Schlaganfall steigen (Foto: Stock photo)
> Fluglärm: Gesundheit in Gefahr
Flughafenbetreiber reden sie gerne
klein: die Belastung durch Fluglärm und die damit verbundenen
Beeinträchtigungen der Gesundheit. Studien in Zusammenhang mit dem
Ausbau des Flughafens Frankfurt haben z.B. ergeben, dass es keine
objektive Gesundheitsgefahr gebe. Aber eine subjektive, die nur
lärmempfindliche Menschen betrifft. Doch nun zeigen zwei neue
Untersuchungen, dass Fluglärm Menschen bis zur Gesundheitsgefährdung
belastet. Objektiv. Und dass die Gefährdung viel größer ist, als bisher
zugegeben wurde.
„Die Zürich-Anflüge über Deutschland sind belastend bis hin zur
Gesundheitsgefährdung.” So empört sich der Waldshuter Landrat Tilman
Bollacher. Der Politiker hat ein Gutachten zur „Bewertung des Fluglärms
im Landkreis Waldshut“ in Auftrag gegeben. Damit wollte er Ergebnisse
einer gemeinsamen Analyse der durch An- und Abflüge auf den Flughafen
Zürich hervorgerufenen Lärmbelästigungen, die das deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag der deutsch-schweizerischen
Arbeitsgruppe zum Flughafen Zürich erstellt hat, einer
wissenschaftlichen Bewertung zu unterziehen. Das Gutachten, das aus einem lärmphysikalischen und einem
lärmmedizinischen Teil besteht, stellt fest, dass die durch das DLR
rechnerisch ermittelte Lärmbelastung im Landkreis Waldshut durch die
Anflüge auf den Flughafen Zürich die reale Lärmbetroffenheit nur
unzureichend erfasst. Von der betroffenen Bevölkerung würden mindestens
20 – 25 % stark belästigt. Personen mit Vorerkrankungen und einem
erhöhten Erholungsbedarf werden in ihrer gesundheitsbezogenen
Lebensqualität durch den Fluglärm spürbar eingeschränkt.   Dass Fluglärm die Gesundheit offenbar erheblich mehr als vermutet
gefährdet, belegt jetzt auch eine Studie des Mediziners und
Epidemiologen Eberhard Greiser. Der Bremer Forscher beschäftigt sich
schon seit längerem mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm.
Er untersucht dabei Flughafenanwohner im Umkreis des
Köln-Bonner-Flughafens. Mittlerweile hat er die Krankenkassendaten von
weit mehr als einer Million gesetzlich Versicherter ausgewertet. Wie der Spiegel berichtet, belege die Anlayse einen starken Anstieg von
gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen.
Beispielsweise haben über 40-jährige Frauen, die tagsüber einer
Fluglärmbelastung von 60 Dezibel und mehr ausgesetzt werden, ein fast
doppelt so hohes Risiko, wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung in einer
Klinik behandelt werden zu müssen, als Frauen aus Wohngebieten ohne
Fluglärm. Bei Männern dieses Alters steige das Erkrankungsrisiko um 69
Prozent. Bei Frauen wurden zudem höhere Risiken für Brustkrebs und
Leukämie in Fluglärm-Gebieten festgestellt.

 Frühere Auswertungen hatten bereits ergeben, dass bei Menschen, die
Fluglärm ausgesetzt sind, erhöhte Verordnungslevels für
Hochdruckpräparate und kardiovaskulärer Arzneimittel angetroffen
wurden. Bei fluglärmgeschädigten Männern erreichte die
Wahrscheinlichkeit der Verordnung der besagten Arzneimittel das
3,7-Fache der Verordnungshäufigkeit von nicht lärmbelasteten Männern.
Bei Frauen im Umkreis des Flughafens betrug sie das 3,9-Fache des
Wertes von Frauen ohne Fluglärmbelastung. WANC 15.12.09/ Quelle: Umweltbundesamt, Spiegel, Deutsches Ärzteblatt, Landkreis Waldshut
 
 
 
 
 
 
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