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Wenn das Herz aus dem Takt gerät: Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung (Foto: DAK)
> Gesundheitsexperten warnen vor Schlaganfall-Epidemie
Jedes Jahr erleiden Tausende von
Patienten mit Vorhofflimmern schwere Schlaganfälle. Epidemiologen
rechnen mit einer regelrechten Schlaganfall-Epidemie: Im Jahr 2050 soll
es rund 2,5 mal so viele Patienten mit Vorhofflimmern geben wie heute.
Experten fordern deshalb unverzüglich Maßnahmen gegen diese zum Teil
vermeidbaren Schlaganfälle einzuleiten. Vor allem müsse Vorhofflimmern
früher entdeckt und besser behandelt werden.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. In Europa sind
mehr als sechs Millionen vorwiegend ältere Menschen betroffen, allein
in Deutschland rund eine Million. Vorhofflimmern kann zur Entstehung
von Blutgerinnseln führen und geht dadurch mit einem erhöhten
Schlaganfallrisiko einher. 15 bis 20 Prozent aller Schlaganfälle werden durch Vorhofflimmern
verursacht, wobei diese Schlaganfälle meist besonders schwer sind. Oft
enden sie tödlich oder führen zu einer lebenslangen körperlichen und
geistigen Behinderung, die nicht nur den Patienten selbst
beeinträchtigt, sondern auch dessen Familie und das Gesundheitssystem.
Der durch Schlaganfälle bedingte wirtschaftliche Schaden in Europa wird
auf 38 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung wächst die Zahl der
Vorhofflimmerpatienten und damit auch die Zahl der Schlaganfälle.
Epidemiologen rechnen damit, dass es im Jahr 2050 rund 2,5 mal so viele
Patienten mit Vorhofflimmern geben wird wie heute. Die Expertengruppe "Aktion zur Schlaganfallvorbeugung" warnt in ihrem
Bericht "How can we avoid a stroke crisis?" vor einer regelrechten
Schlaganfall-Epidemie, wenn nichts unternommen wird. Viele dieser
Schlaganfälle wären vermeidbar, wenn Vorhofflimmern früher entdeckt und
besser behandelt würde. Aber die häufig zu späte Diagnose, schlechte
Versorgung der Vorhofflimmerpatienten, fehlende Antikoagulation
(Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten zur Verhinderung von
Gerinnseln) sowie Nebenwirkungen der üblichen Behandlungen führen zu
einer unnötigen schweren Belastung der Betroffenen, Ihrer Familien und
des gesamten Gesundheitswesens. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist koordiniertes Handeln
dringend erforderlich. Das fordert  Prof. Dr. Paulus Kirchhof,
Kardiologe am Universitätsklinikum Münster. Er ist an der Initiative
"Action for Stroke Prevention (ASP)“ beteiligt. Die Expertengruppe hat
im Europäischen Parlament einen umfassenden Bericht mit
Handlungsempfehlungen vorgestellt. Damit sollten die europäischen
Gesundheitspolitiker aufgerufen werden, Maßnahmen zur Verhinderung von
Schlaganfällen bei Vorhofflimmern einzuleiten und dadurch die Folgen
von Vorhofflimmern besser eindämmen zu können. Die Initiative wird unterstützt von 17 führenden europäischen und
nationalen Ärzte- und Patientenorganisationen. Sie schlägt in ihrem
Bericht eine Reihe von Maßnahmen vor, die helfen sollen, die Zahl der
Schlaganfälle zu senken: Patienten sollen besser aufgeklärt werden.
Vorhofflimmern muss früher diagnostiziert, das Schlaganfallrisiko
genauer beurteilt werden. Neue Ansätze zur Vorbeugung sind nötig. Der
Erfahrungsaustausch zwischen den europäischen Staaten sollte
erleichtert werden. Außerdem gilt es, neue Strategien zu entwickeln,
die zu einer besseren Einhaltung der Leitlinien führen. „Wenn es uns gelingt, dass Vorhofflimmern in Zukunft früher erkannt
wird, dann könnten wir die schwerwiegenden Folgen besser verhindern.
Hilfreich wären zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen (Screening), in
denen aktiv nach der Rhythmusstörung gesucht wird.", erläutert
Kirchhof. WANC 11.12.09/ Quelle: Kompetenznetz Vorhofflimmern
 
 
 
 
 
 
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