Foto: obs/LINDA. Die Apothekengruppe
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit - doch viele wissen gar nicht, dass sie darunter leiden (Plakat von LINDA. Die Apothekengruppe)
> Bluthochdruck: Neue Therapie bei schweren Fällen
Bei Patienten mit schwerem
Bluthochdruck versagen oft medikamentöse Therapien – selbst wenn sie
mit mehreren Arzneimitteln behandelt werden. Ein neues
Therapieverfahren, bei dem die überaktiven Nierennerven, die den
Bluthochdruck verursachen, per Katheter mit Hochfrequenzstrom
ausgeschaltet werden, verspricht Abhilfe.
Hoher Blutdruck ist eine der großen Volkskrankheiten. Aber: Viele
Betroffene kennen ihr erhöhtes Risiko nicht und gehen oft erst dann zum
Arzt, wenn schon Gesundheitsschäden bestehen. "Nur 50% der
Bluthochdruckfälle werden entdeckt und nur 20 % der Bluthochdruckfälle
werden adäquat behandelt", schätzt Prof. Dr. Michael Böhm, Klinik für
Innere Medizin III, Universitätsklinikum des Saarlandes. Ein Blutdruck
von 120/80 mmHg gilt als ideal. Und: Bei Patienten, die unter schwerem Bluthochdruck leiden, versagen
manchmal Medikamente. Jetzt wird bei diesen Menschen ein neues
Therapieverfahren eingesetzt. Dieses basiert darauf, dass bei
Bluthochdruck die Regulierung des sympathischen Nervensystems gestört
ist. Die überaktiven Nierennerven, die den Bluthochdruck verursachen,
werden per Katheter mit Hochfrequenzstrom ausgeschaltet. Durch diesen relativ kurzen und einfachen Eingriff – wie Böhm sagt -
kann mit einer schnellen Normalisierung des Blutdrucks gerechnet
werden. Der Eingriff erfolgt bei beiden Nieren jeweils über die
Nierenarterie. Der Kathetereingriff dauert ca. 30 bis 60 Minuten. Die
Patienten sind lokal betäubt und erhalten lediglich ein Schmerzmittel.
Ziel ist es, den Blutdruck nachhaltig zu senken und die
Medikamenteneinnahme langfristig zu reduzieren, da die Betroffenen
bisher häufig bis zu fünf verschiedene Präparate täglich ohne
signifikanten Erfolg einnehmen müssen. In Frage kommen Patienten mit einem Blutdruck über 160 mmHg (bzw. einem
Blutdruck von über 150 mmHg mit Diabetes mellitus Typ 2) bei denen sich
trotz Einsatzes dreifach blutdrucksenkender Therapien keine Besserung
erzielen lässt. Das Alter der Patienten spielt keine Rolle.
Ausgeschlossen sind Patienten mit einer Verengung der Nierenarterie. Bisher wurden in Homburg drei Patienten mit dem neuen Verfahren
behandelt, bald werden es fünf Patienten sein. Bei einem dieser
Patienten liegen die Blutdruckwerte, die oft bis auf 220 stiegen und
trotz bis zu sieben unterschiedlichen Medikamente nicht gesenkt werden
konnten, heute drei Monate nach der Ausschaltung der überaktiven
Nerven, bei 128 zu 79mmHg. Im Rahmen der Studie wurden bisher weltweit
105 Patienten behandelt. Das Verfahren wird seit 18 Monaten praktiziert, daher gibt es noch
keine Langzeitwerte. Die Methode scheint sich aber auch positiv auf
Stoffwechselstörungen wie Diabetes Mellitus auszuwirken. WANC 10.07.09/ Quelle: Universität des Saarlandes
 
 
 
 
 
 
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