Bild: Arrhythmia Alliance
Plakat zur Herzrhythmuswoche der Arrhythmia Alliance
> Vorhofflimmern: Wenn das Herz den Rhythmus verliert

Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Störungen des Herzrhythmus. Die Folgen sind dramatisch: Schlaganfall und irreparable Hirnschäden.  Rund ein Fünftel aller Schlaganfälle haben Vorhifflimmern als Ursache. Doch selbst wenn es nicht zum äußersten kommt, Vorhofflimmern kann sogenannte „Mikroschlaganfälle“ schleichend das Gehirn schädigen.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. In Deutschland sind rund eine Million überwiegend ältere Menschen betroffen, Tendenz steigend. Die Rhythmusstörung ist zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich, kann aber zu schweren Komplikationen führen, insbesondere zum Schlaganfall. Während des Flimmerns ist die Pumpfunktion in den Herzvorhöfen eingeschränkt, so dass sich dort Blutgerinnsel bilden können. Wird ein solches Gerinnsel mit dem Blutstrom ins Gehirn gespült, kann es dort ein Gefäß verstopfen und so zum Schlaganfall führen.

Rund ein Fünftel aller Schlaganfälle wird durch Vorhofflimmern verursacht, wobei diese Schlaganfälle meist besonders schwer sind. Oft enden sie tödlich oder führen zu einer lebenslangen körperlichen und geistigen Behinderung, die nicht nur den Patienten selbst beeinträchtigt, sondern auch dessen Familie und das Gesundheitssystem. Außerdem deuten neurologische Untersuchungen darauf hin, dass der Schlaganfall nur die Spitze des Eisbergs ist: Auch wenn es nicht zum großen Schlaganfall kommt, kann Vorhofflimmern trotzdem durch kleine „Mikroschlaganfälle“, die der Betroffene selbst gar nicht wahrnimmt, schleichend das Gehirn schädigen.

Herzrasen, Herzstolpern, innere Unruhe – so macht sich in vielen Fällen Vorhofflimmern bemerkbar. Aber längst nicht immer. Zahlreiche Patienten spüren nichts dergleichen, obwohl sie Vorhofflimmern haben. Eine Studie hat gezeigt, dass 70 Prozent aller Vorhofflimmer-Episoden völlig symptomlos und daher unbemerkt verlaufen.

Experten gehen deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus: zusätzlich zu den Patienten, die nachweislich an Vorhofflimmern leiden, gibt es vermutlich eine weitere Million Menschen in Deutschland, die Vorhofflimmern haben, ohne etwas davon zu ahnen. „Untersuchungsprogramme zur Früherkennung gefährdeter Bevölkerungsgruppen, also von Menschen über 50 Jahren, insbesondere mit Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit oder Herzmuskelschwäche, sind daher eine wichtige Aufgabe für die Zukunft“ erklärt Prof. Günter Breithardt, Sprecher des Kompetenznetzes Vorhofflimmern und Ehemaliger Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik C (Kardiologie und Angiologie) am Universitätsklinikum Münster.

Der Arzt diagnostiziert Vorhofflimmern zweifelsfrei anhand eines EKGs. Typisch für diese Rhythmusstörung ist aber auch ein völlig unregelmäßiger Pulsschlag – das Herz gerät komplett aus dem Takt. „Jeder sollte regelmäßig seinen Puls kontrollieren. Wenn der Herzschlag unregelmäßig oder zu schnell ist, sollte man zum Arzt gehen, um abzuklären, ob Vorhofflimmern oder eine andere Rhythmusstörung vorliegt,“ empfiehlt Breithardt.

Allerdings tritt Vorhofflimmern bei vielen Patienten anfallsartig auf. Genau so plötzlich wie die Rhythmusstörung kommt, verschwindet sie auch wieder. Im EKG lässt sich Vorhofflimmern in der Regel nur feststellen, wenn es gerade besteht. Neuartige EKG-Auswerteverfahren zielen darauf ab, Vorhofflimmern auch zwischen den Anfällen, während der Herzrhythmus eigentlich normal ist, zu erkennen. Ein solches Verfahren wird zurzeit im Rahmen eines integrierten Versorgungsprogramms einer Krankenkasse erprobt. Das Kompetenznetz Vorhofflimmern evaluiert den Nutzen dieses Früherkennungsverfahrens in einer Studie.

Wird die Rhythmusstörung frühzeitig erkannt und mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt, kann ein großer Teil der Folgeschäden verhindert werden. Um das Schlaganfallrisiko zu senken, sind in vielen Fällen gerinnungshemmende Medikamente nötig, meint das Kompetenznetz.

WANC 07.06.10, Quelle: Kompetenznetz Vorhofflimmern, Arrhythmia Alliance

 
 
 
 
 
 
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