Akupunktur wirkt: Erfolgt jetzt die Aufnahme als Kassenleistung? (Foto: TK)
> Studie: Akupunktur wirkt und ist sicher

Die weltweit größte randomisierte Akupunktur-Studie liefert den wissenschaftlichen Beweis, dass diese Heilmethode aus der chinesischen Medizin den Patienten wirklich hilft. Sogar bei häufigen Erkrankungen, wie Kopf- und Nachenschmerzen sowie Asthma und Heuschnupfen, konnte erhebliche Besserungen bei den Patienten erreicht werden.


Wissenschaftler der Charité in Berlin haben drei Jahre lang geforscht und nach wissenschaftlichen Beweisen für die Wirksamkeit der Jahrtausende alten Akupunktur-Methode gesucht. Bei dieser weltweit größten randomisierten Studie mit insgesamt 250.000 Patienten und rund 10.000 niedergelassenen Ärzten kam heraus: Akupunktur wirkt sicher und dauerhaft auch bei den großen Volksleiden Kopfschmerzen, chronischen Nackenschmerzen (Halswirbelsäulensyndrom) und sogar Heuschnupfen.

Die Ergebnisse der Studie präsentierte Professor Dr. Stefan Willich: "Wir haben die Akupunktur mit unterschiedlichen Studienteilen aus drei Perspektiven gründlich unter die Lupe genommen. Jetzt liegt endlich der wissenschaftliche Beweis vor, dass Akupunktur in der Routineversorgung wirksam und sicher ist", so der Projektleiter und Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité in Berlin.

Neun von zehn Allergikern ging es auch sechs Monate nach der Behandlung noch deutlich besser, drei von vier Patienten mit Kopf- oder Lendenwirbelsäulenschmerzen zeigten ebenfalls nach diesem Zeitraum noch Besserung. Noch höher lag die Rate bei Arthroseschmerzen (85 Prozent), Asthma (82 Prozent) und Dysmenorrhoe (85 Prozent).

Der aufwändigste Studienteil (über 50.000 Patienten) sah vor, die Patienten nach dem Zufallsprinzip jeweils in zwei Gruppen einzuteilen (Randomisierung). Während die eine Gruppe zusätzlich zur herkömmlichen Therapie Akupunktur erhielt, blieb die Kontrollgruppe ohne Akupunktur. Ärzte und Patienten hielten die Behandlungsergebnisse in standardisierten Fragebogen fest, die anschließend von der Charité ausgewertet wurden.


Dabei zeigte sich: Nur bei der Akupunktur-Gruppe trat eine erhebliche Besserung der Beschwerden ein. "Dieses Ergebnis ist umso bedeutsamer, weil die Patienten nicht unter den Bedingungen einer klinischen Studie, sondern während der Routineversorgung beobachtet wurden", sagte Professor Willich.

Der größte Studienteil (knapp 150.000 Patienten) konzentriert sich auf die Untersuchung der Nebenwirkungen. Dabei berichtete nur etwa jeder zehnte Patient von Nebenwirkungen wie Blutergüssen oder leichten Blutungen nach der Behandlung. Schwere Nebenwirkungen waren bisher extrem selten.

Fragen lässt der dritte Studienteil (knapp 900 Patienten) offen, der in Zusammenarbeit mit dem Münchener Forscherteam um Dr. Dieter Melchart umgesetzt wurde. Dabei wurden die Patienten in vergleichbaren Gruppen entweder an Akupunktur-Punkten oder an (nach der Lehre) unwirksamen Punkten gestochen. Hier zeigte sich, dass Akupunktur zumindest bei Lendenwirbelsäulen-Schmerzen und Migräne auch dann wirken kann, wenn an den falschen Stellen gestochen wird.

Die Ergebnisse der Studie sollen Argumente für eine Entscheidung liefern, ob die Akupunktur in den regulären Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen wird.  "Wenn man die Türen für diese behutsame Behandlungsalternative öffne, könne Millionen von chronisch kranken Menschen mit Akupunktur geholfen werden",  betont  Dr. Christoph Straub, Vorstandsmitglied der Techniker Krankenkasse, die die Studie in Auftrag gegeben hat und bei ihrem Modellvorhaben von 13 weiteren Kassen unterstützt wird.


Obwohl jetzt die ersten Ergebnisse vorliegen, geht die Forschung weiter, bis 500.000 Teilnehmer erreicht sind. Damit wollen die Kooperationspartner neu aufgeworfene Fragen klären, die Nebenwirkungen noch besser erforschen und Aussagen über die Wirtschaftlichkeit der Behandlungsmethode treffen können. Das Ende der Studie ist für Oktober 2008 vorgesehen oder früher, wenn Akupunktur vorher zur Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen wird.


WANC 28.01.04

 
 
 
 
 
 
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