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Die Akupunktur-Einstiche aktivieren Adenosin, was bei der Schmerzunterdrückung eine Rolle spielt (Foto: DAK/Wigger)
> Akupunktur: Wie und warum sie wirkt
Akupunktur wirkt. Vor allem bei der
Behandlung von Schmerzen. Das belegen die verschiedensten Studien. Doch
wie und warum wirkt sie? Eine Antwort darauf können nun Wissenschaftler
geben. Die Akupunktur-Einstiche aktivieren anscheinend eine
körpereigene Verbindung, die unter anderem im Immunsystem und bei der
Schmerzunterdrückung eine Rolle spielen. Dabei wird ein Stoff namens
Adenosin in Gang gesetzt, der bei der Schmerzunterdrückung wirksam wird.
„Akupunktur ist in der Schmerztherapie immer besser akzeptiert",
berichtet der Neurologe Alexander Meng, Vizepräsident der
österreichischen Gesellschaft für Akupunktur. „Neben dem psychischen
Faktor Zuwendung und dem Placebo-Effekt treten durch die Nadelung
jedoch auch schmerzlindernde Veränderungen in Hirn, Rückenmark oder
Peripherie auf, die objektivierbar sind." Bisher sei bekannt, dass durch Akupunktur vor allem die Ausschüttung
körpereigener Opiate, sogenannte Endomorphine, angeregt werde. Eine
physiologische Erklärung für die Wirkung von Akupunktur dürfte
Forschern der University of Rochester gelungen sein. Bei Mäusen zeigt
sich, dass Akupunkt-Einstiche eine körpereigene Verbindung aktivieren,
die unter anderem im Immunsystem und bei der Schmerzunterdrückung eine
Rolle spielen. Im Versuch konnte dieser Effekt durch einen gängigen
Wirkstoff der Krebstherapie zusätzlich verstärkt werden. Adenosin heißt das aktivierte Molekül. Es lässt den Blutdruck durch
eine Blutgefäß-Weitung sinken und verringert die Herzfrequenz. Zudem
fördert es Schlaf, hemmt Entzündungen und verhindert Nervensignale, die
etwa bei einer Hautverletzung aktiv werden und Schmerz auslösen. Nun
konnte gezeigt werden, dass die Substanz auch in jenen tieferen
Hautschichten aktiv ist, in die Akupunkturnadeln eindringen. Getestet wurde dies an Mäusen mit einer schmerzenden Pfote. Die
Forscher um Jürgen B. Schnermann und Maiken Nedergaard behandelten die
Tiere 30 Minuten lang mit Akupunktur, genau wie beim Menschen mit
regelmäßiger Drehung der Nadeln. Unmittelbar danach konnte eine lokale
Erhöhung des Adenosin-Niveaus im Gewebe auf das 24-fache festgestellt
werden und Verhaltenstests zeigten, dass die Mäuse um zwei Drittel
weniger Schmerz litten. Die Linderung trat auch dann ein, wenn Adenosin
ohne Nadelstiche aktiviert wurde. Weitere Erkenntnisse zu Adenosin lieferten Vergleichstests mit
sogenannten Knock-out-Mäusen, denen das Gen für einen Rezeptor namens
A1 aus dem Erbgut entfernt hatte. Bei diesen Tieren hatte die Therapie
keine Wirkung - was die Forscher darauf schließen ließ, dass Adenosin
erst durch die Bindung an diesen Rezeptor Schmerzen lindert. Zudem
gelang es, durch Antibiotika den Effekt der Akupunktur auf das
Dreifache zu verlängern. Zum Einsatz kam der Adenosin-Abbauhemmer
"Deoxycoformycin", ein in der Leukämiebehandlung eingesetzter
Antimetabolit. Dass Mäuse mit dem fehlenden Rezeptor nicht auf Akupunktur reagierten,
sieht Meng als Hinweis auf die unterschiedliche Reaktion von Patienten
auf Akupunktur. „Nicht bei allen kann die Methode ihre Wirkung
entfalten. Mangelzustände oder Defekte können dies etwa verhindern,
wobei Adenosin nur einer der möglichen Aspekte sein dürfte." WANC 01.06.10, Quelle: Nature Neuroscience, pte
 
 
 
 
 
 
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