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Bluthochdruck wird von Frauen nicht sonderlich ernst genommen: Sie folgen dem Rat ihrer Ärzte nicht (Foto: Stock photo)
> Bluthochdruck: Frauen nehmen das nicht ernst
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten galt:
Herz- und Kreislauf-Erkrankungen betreffen vor allem Männer. Doch
dieses Vorurteil stimmt nicht mehr: Von hohem Blutdruck und
Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind inzwischen genauso viele
Frauen wie Männer betroffen. Allerdings neigen Frauen dazu, die
Erkrankung auf die leichte Schulter zu nehmen.
Bei fast jeder fünften Frau in Deutschland (19,0%) wurde Bluthochdruck
diagnostiziert. Doch diese Erkrankung wird von den Betroffenen oft
nicht sonderlich ernst genommen: So nehmen fünf von sechs
Bluthochdruckpatientinnen in Deutschland (83,0%) trotz Empfehlung vom
Arzt keine Medikamente ein. Zudem versucht nur knapp jede Vierte
(23,6%), den Rat der Ärzte zu befolgen, bei so genannter Hypertonie
möglichst Stress zu vermeiden. Männer sind hingegen etwas achtsamer. Zwar sagen  auch noch sieben
von zehn der männlichen Bluthochdruckpatienten (69,3%), sie würden die
ihnen verschriebenen Medikamente nicht bzw. nicht mehr einnehmen - im
Vergleich zu den Frauen sind dies aber deutlich weniger. Immerhin fast
drei von zehn (28,5%) der betroffenen Männer unternehmen den Versuch,
stressige Situationen zu umgehen - auch einige mehr als bei den
weiblichen Patienten. Dass Frauen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen mittlerweile ebenso wenig
gefeit wie Männer, ist eine Folge des veränderten Lebensstils. Unter
einem hohen Blutdruck leiden sogar mehr Frauen als Männer, auch sterben
weltweit mehr Frauen als Männer an den direkten Folgen einer mit
Bluthochdruck zusammenhängenden Erkrankung. Je älter man wird, desto grösser ist das Risiko, eine arterielle
Hypertonie (Bluthochdruck) zu entwickeln: Bei den 65- bis 74-Jährigen
sind bereits 44 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen und ab dem
75. Lebensjahr 54 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen
betroffen. Blutdruckwerte weisen bei Frauen und Männern altersabhängig deutliche
Unterschiede auf: So haben viele junge Frauen einen niedrigen Blutdruck
– ein angenehmer Vorteil, denn dies senkt das Herz-Kreislauf-Risiko.
Tatsächlich erleiden jüngere Frauen vor den Wechseljahren seltener
einen Herzinfarkt oder Hirnschlag als Männer der gleichen Altersgruppe.
Mit zunehmendem Alter wendet sich das Blatt. „Vor allem bei Frauen nach
den Wechseljahren tritt Bluthochdruck häufiger auf“, sagt Antoinette
Pechère-Bertschi, Spezialärztin für Nierenerkrankungen und Hypertonie
am Universitätsspital in Genf. „Bei Frauen ab 70 Jahren ist der
Bluthochdruck häufiger, schwerer und kann weniger gut unter Kontrolle
gehalten werden als bei gleichaltrigen Männern.“ Aus diesem Grund
sollten Frauen ab dem 45. Altersjahr den Blutdruck mindestens einmal im
Jahr messen (lassen). Denn das Gefährliche am Bluthochdruck ist, dass
er keine Symptome verursacht und deshalb in den meisten Fällen
jahrelang unbemerkt bleibt. Welche Mechanismen beim frauenspezifischen Bluthochdruck
zusammenspielen, ist noch nicht vollständig klar. „Das Absinken der
weiblichen Sexualhormone während der Menopause scheint jedoch eine
wesentliche Rolle zu spielen“, betont Pechère-Bertschi. Die weiblichen
Hormone (Östrogene) schützen Frauen vor Bluthochdruck, während
Androgene (männliche Geschlechtshormone) an den bei Männern höheren
Blutdruckwerten beteiligt sind. Nach der Menopause haben Frauen einen
relativen Androgenüberschuss, der schliesslich zu einem
Blutdruckanstieg führen kann. Weibliche Geschlechtshormone beeinflussen zudem die Elastizität der
Gefässwände. Nehmen die Hormone ab, geht auch die Schutzwirkung der
Östrogene auf Herz und Gefässe zurück. Eine Hormonersatztherapie zur
Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach der Menopause wird aber
von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie trotzdem nicht
empfohlen: In gross angelegten Studien konnte nicht nachgewiesen
werden, dass die Zufuhr von Hormonen (Östrogene) das Risiko vermindert. Geschlechtshormone spielen eine wesentliche Rolle bei Bluthochdruck.
Dies zeigt auch der Zusammenhang zwischen der Antibabypille und dem
Blutdruck: Frauen, die mit der Pille verhüten, haben im Durchschnitt
etwas höhere Blutdruckwerte (plus 2 bis 8 mmHg) und damit ein erhöhtes
Hirnschlag- oder Herzinfarkt-Risiko. Bluthochdruck ist zudem eine der
häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft. Ein weiterer Punkt,
den alle Frauen beherzigen sollten: Eisern auf das Rauchen verzichten.
Vor allem gilt das für Frauen, die mit der Pille verhüten.

So können sich Frauen schützen

Schon in jungen Jahren vorbeugen

 Ungünstige Essgewohnheiten, wenig Bewegung und Tabakkonsum gefährden in
zunehmendem Masse schon jüngere Frauen. Darum ist es schon in jungen
Jahren wichtig, auf eine gesunde Ernährung –  viel Früchte und
Gemüse, wenig Salz, Vollkornprodukte, ausreichend Flüssigkeit – zu
achten. Wer dazu sportlich aktiv ist und Stress vermeidet, hat auch
kein Problem mit dem Gewicht – und beugt Bluthochdruck und seinen
Folgen bestmöglich vor. 



Reduzieren Sie das Gewicht 

Das Körpergewicht hat den grössten Effekt auf den Blutdruck. Wer
Übergewicht abbaut, kann mit jedem reduzierten Kilo den Blutdruck um
ungefähr 1 mmHg senken. 



Vorsicht bei Hormonen 

Jede Frau sollte mindestens einmal im Jahr ihren Blutdruck
kontrollieren, dies gilt insbesondere für Frauen, die hormonell
verhüten, Schwangere und Frauen nach der Menopause. Alternativen zur
Pille wie Spirale oder andere Verhütungsmethoden sollten geprüft werden.

Pille und Rauchen geht nicht zusammen 

Frauen, die mit der Pille verhüten, sollten eisern auf das Rauchen
verzichten. Rauchen allein erhöht die Gefahr eines
Herz-Kreislauf-Ereignisses bei unter 35-jährigen Frauen um das drei-
bis elffache. Wer dazu noch die Pille nimmt, geht ein noch vielfach
höheres Risiko ein. 



Nebenwirkungen: Frauen besonders betroffen 

Wer blutdrucksenkende Medikamente einnimmt, sollte sich an die
verordnete Therapie halten und Nebenwirkungen sofort mit dem Arzt
besprechen. Eine Therapie sollte nicht ohne vorherige Absprache mit dem
Arzt abgebrochen werden. Personen, die in ärztlicher Behandlung sind,
wird zudem empfohlen, den Blutdruck ein- bis zweimal wöchentlich selbst
zu messen und die Werte in einem Blutdruckausweis zu notieren. 



Gut essen geht auch ohne Alkohol 

Essen Sie in Ruhe und ausgewogen. Zu jeder Mahlzeit und
Zwischenverpflegung – also fünf Mal pro Tag - sollten Obst und Gemüse
auf den Tisch kommen, dazu Vollkornprodukte und fettreduzierte
Milchprodukte (Kalzium!) in Kombination mit weniger gesättigten
Fettsäuren (Rapsöl). Bei Salz und Alkohol ist Zurückhaltung angesagt.
Mehr als total 6 Gramm Salz pro Tag (insbesondere in Brot, Käse und
Fertigprodukten hat es viel verstecktes Salz) können den Blutdruck in
die Höhe treiben. Alkohol sollten Frauen nicht täglich konsumieren und
sonst maximal 1,5 Deziliter Wein (1 Glas) pro Tag. Auch bei Getränken
wie Coca Cola und Kaffee ist ein moderater Konsum angezeigt. 



Sport und Entspannung in den Alltag einbauen 

Wer regelmässig Ausdauersport betreibt (Walking, Wandern, Velo fahren,
Schwimmen, Gymnastik, Yoga) kann langfristig den Blutdruck senken und
sein Gewicht halten. Sorgen Sie für ausreichend Ruhephasen, emotional
entspannende und stressfreie Momente im Alltag. WANC 15.12.09/ Quelle: GFK Marktforschung, Apotheken Umschau, Schweizerische Herzstiftung
 
 
 
 
 
 
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