Frauen geraten schneller in Gefahr, alkoholabhängig zu werden (Foto: pte)
> Suchtgefahr bei Frauen unterschätzt

Exzessiver Alkoholkonsum ist auch bei Frauen keine Seltenheit mehr. 18- bis 20-jährige Frauen trinken mittlerweile sogar mehr Alkohol als gleichaltrige Männer. Doch der Konsum von Alkohol ist für Frauen gefährlicher als für Männer und die Abhängigkeit stellt sich bei Frauen schneller ein.

Frauen geraten schneller in Gefahr, alkoholabhängig zu werden. Schon ein Liter Bier oder ein halber Liter Wein pro Tag ist, laut Henriette Stadler - Leiterin der psychiatrischen Station der
Medizinischen Universität Wien - die Grenze, denn der weibliche Hormonhaushalt bewirkt eine größere Aufnahme von Alkohol bei Frauen. Im weiblichen Organismus würde Alkohol auch schneller Organschäden in Leber und Gehirn entstehen lassen. Zusätzlich sei das Osteoporoserisiko auch größer. Bereits durchschnittlich drei Jahre nach dem ersten Alkoholmissbrauch seien Frauen abhängig. Laut Statistik wird jede 20. Frau irgendwann in ihrem Leben alkoholsüchtig. Bei Nikotin ist es jede fünfte. Zwei Prozent greifen sogar zu illegalen Drogen.

Frauen stoßen oft auf Unverständnis, was eine etwaige Sucht betrifft. Wenn sie sich dann noch für ihre Sucht schämen, entstehe ein Teufelskreis. Frauen würden zwar öfters zu Ärzten gehen als Männer, suchtkranke Frauen tun dies jedoch noch weniger als Suchtkranke des anderen Geschlechts, so Gabriele Fischer, Leiterin der Suchtambulanz der Medizinischen Universität Wien. Frauen befürchten zusätzlich, dass ihnen die Kinder weggenommen werden. Der Grund für die Sucht bei Frauen ist ein anderer als bei Männern. Frauen würden zum Beispiel eher in Situationen rauchen, in denen sie unsicher oder ängstlich sind und Halt suchen. Bei Frauen stehen auftretende Depressionen häufig in Zusammenhang mit Drogen, so Fischer. Mehr als die Hälfte der depressiven Frauen sei suchtkrank.

In der Gesellschaft stößt Sucht allgemein auf wenig Verständnis und wird häufig nicht als Krankheit verstanden. Die Betroffenen werden meist als Versager gesehen und die Schuld für die Abhängigkeit wird ihnen selbst gegeben. Gegen diese Diskriminierung von Suchtkranken hat die deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin auf dem Münchner Suchtkongress die "Anti-Stigma-Aktion" ins Leben gerufen, mit deren Hilfe Vorurteile abgebaut werden soll. Prominente Unterstützer dieser Initiative sind Fußballtrainer Othmar Hitzfeld und Musiker Konstantin Wecker.

WANC 05.07.04/pte

 
 
 
 
 
 
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