Jogger
Sport zu treiben hat positive Auswirkungen auf die Gefäße, den Blutdruck und das Diabetes-Risiko (Foto: DAK/Schläger).
> Sport: Medizin gegen Herzinfarkt

Sport zu treiben ist gesund.
Doch für das Herz wirkt Bewegung wie Medizin. Sport senkt
Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Inzwischen gehen
Ärzte sogar davon aus, dass Sport die Gefäßneubildung
fördert. Deshalb, so Mediziner, sollte körperliches
Training als Therapie genauso kontrolliert wie Medikamente eingesetzt
werden.


Körperliche Aktivität
wird zunehmend gezielt zur Vorbeugung und Behandlung von
Herz-Kreislauf-Krankheiten eingesetzt, und das mit beeindruckenden
Ergebnissen. „Die Mechanismen, die dabei wirksam werden, sind immer
besser bekannt. Sie liegen in der Beeinflussung von Risikofaktoren
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in günstigen Effekte auf
die Innenschicht der Blutgefäße sowie auf die Reparatur
und Neubildung von Gefäßen", erklärt Prof. Dr.
Rainer Hambrecht (Herzzentrum Bremen).



Körperliches Training
wirkt sich günstig auf den Blutdruck und das Diabetes-Risiko
aus: In einer Studie an 522 Patienten mit einer krankhaften
Glukosetoleranz zeigte eine Intervention mit aerobem Training und
Gewichtsverringerung gegenüber herkömmlicher Behandlung
("usual care") innerhalb von 4 Jahren eine Verringerung des
Auftretens von Diabetes von 58 Prozent, berichtet Hambrecht.



Intensives körperliches
Training bringt bereits nach vier Wochen eine deutliche Verbesserung
der Fähigkeit zur Erweiterung der erkrankten Herzkranzgefäße
("Dilatationsfähigkeit") durch eine Verbesserung der
Funktion der Gefäßinnenschicht ("Endothelfunktion").
Hambrecht: „Diese gefäßschützenden Trainingseffekte
sind gekoppelt mit einer Verbesserung der Durchblutung der
Herzmuskulatur und mit einer Abnahme von Brustschmerzen (Angina
pectoris)."



Untersucht wird derzeit der
Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und
Gefäßneubildung ("Neovaskularisation"). Es gibt
Befunde, nach denen körperliches Ausdauertraining zu einer
Mobilisierung von Vorläuferzellen ("endothelialer
Progenitorzellen") aus dem Knochenmark führen. Hambrecht:
„Diese Zellen besitzen die Fähigkeit, sich in den vom
Herzinfarkt geschädigten Arealen anzusiedeln und dort eine
Gefäßneubildung hervorzurufen."



Inzwischen
wurden auch die Effektivität körperlicher Aktivität
bei chronischer Herzmuskelschwäche ("Herzinsuffizienz",
HI) belegt: In der EXTRA-MATCH Studie mit insgesamt 801 Patienten
zeigte sich eine bedeutende Verringerung des relativen Risikos der
Gesamtsterblichkeit um 35 Prozent sowie der Häufigkeit von
Krankenhauseinweisungen um 28 Prozent. Hambrecht fordert: „Sport
als Therapie sollte genauso wie die medikamentöse Therapie mit
klaren Anwendungsbebieten in individuell angepasster Dosierung unter
ärztlicher Verlaufkontrolle angewendet werden."



WANC 13.04.07

 
 
 
 
 
 
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