Borretsch- oder Nachtkerzenöl bei Neurodermitis: Trügerische Hoffnung

Was tun bei Neurodermitis? Denn tun muss man etwas gegen die roten, schuppenden und manchmal nässenden Entzündungen der Haut, die meist stark jucken. Gegen das atopische Ekzem, wie die Krankheit auch genannt wird, werden immer wieder die Naturheilmittel Borretsch- und Nachtkerzenöl empfohlen. Jetzt hat eine Studie heraus gefunden, dass die Mittel praktisch nichts bewirken.

Auf naturkundlichen Webseiten zur Neurodermitis liest sich das ungefähr so: Heilkräuter können helfen, das Leid von Hautkrankheiten zu mildern. Bei Neurodermitis werden zur Linderung der Symptome aus der Nachtkerze und dem Borretsch gewonnene fette Öl zum Einnehmen gegeben. Denn darin sind sehr große Mengen an so genannten Gamma-Linolen-Säuren enthalten, an denen es bei Neurodermitis-Patienten mangelt. Umstritten ist diese These schon länger.

Jetzt haben Wissenschaftler insgesamt 1596 Patienten in 27 Studien untersucht, die mit Nachtkerzen- oder /und Borretschöl behandelt wurden. Verglichen wurden die Behandlungsergebnisse mit Patienten, die eine derartige Therapie nicht erhalten hatten. Dabei stellte sich heraus, dass die Einnahme von Nachtkerzen- wie von Borretschöl die Krankheitssymptome im Vergleich zu den unbehandelten Patienten nicht verbesserte. Das wurde so sowohl von den betroffenen Patienten wie von den behandelnden Ärzten bewertet. Die Wissenschaftler beurteilen nun, dass weder Borretsch- noch Nachtkerzenöl eine wirksame und effektive Behandlungsmethode der Neurodermitis darstellen.

Dass die beiden Mittel dennoch so beliebt sind, erklärt das Deutsche Ärzteblatt so: Die große Beliebtheit beider Medikamente würden sich zum einen durch den Leidensdruck der Patienten und zum anderen in dem Wunsch begründen, den Einsatz von Steroiden und anderen Externa zu vermeiden. Doch auch mit der angeblichen Nebenwirkungsarmut von Naturheilmitteln räumt die Studie auf. Es hätten sich wenn auch überwiegend milde Nebeneffekte wie zeitweise Kopfschmerzen und Darmbeschwerden oder Diarrhöe (Durchfall) gezeigt. Eine Studie warnt bei einer langen Einnahme von Nachtkerzenöl vor einer zunehmenden Gefahr von Entzündungen sowie Thrombose und einer Verschlechterung des Immunsystems. Außerdem könne Nachtkerzenöl zusammen mit dem Blutverdünner Warfarin genommen, dass Risiko für Blutungen erhöhten.


Berliner Ärzteblatt 03.05.2013/ Quelle: The Cochrane Library

Weitere Informationen:
Ekzeme: Vorsicht vor Salben, die selbst Ekzeme auslösen
Neurodermitiker: Stress geht schneller unter die Haut
Neurodermitis: Beschwerdefreie Phasen verlängern






Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/neurodermitis-03-05-13.php
powered by webEdition CMS