Ein Nickerchen zur Mittagszeit macht das Gehirn wieder leistungsfähig (Foto: Detlev Beutler/ pixelio.de)
Ein Nickerchen zur Mittagszeit macht das Gehirn wieder leistungsfähig (Foto: Detlev Beutler/ pixelio.de)
> Ein Nickerchen bringt das Gehirn auf Trab

Eine Siesta gilt in manchen südeuropäischen Ländern als Teil des Lebensstils. Kein Wunder, um die Müdigkeit nach dem Mittagessen und die heißesten Stunden des Tages zu überbrücken. Inzwischen haben Wissenschaftler heraus gefunden, dass der kurze Mittagsschlaf der Gesundheit Gutes tut. Neuropsychologen der Saarbrücker-Universität konnten nun nachweisen, dass bereits ein kurzer Schlaf von etwa einer Stunde der Gedächtnisleistung einen deutlichen Push verleiht.

Ein kurzes Nickerchen zwischendurch kann das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung um bis zu 37% senken. Das verrät eine 2007 in der US-Medizinfachzeitschrift "Archives of Internal Medicine" veröffentlichte Studie. Untersuchungen an der Universitätsmedizin Köln zeigen, dass der Mittagsschlaf Stress abbaut: Das Herz schlage langsamer, Atemfrequenz, Körpertemperatur und Blutdruck sinke und dadurch werde das gestresste Nervensystem herunter reguliert.

Die US-Amerikaner nennen eine Siesta progressiv Power Napping, was sich natürlich auch viel weniger nach Ruhe als nach Krafttanken anhört und damit mehr das Aktive und weniger das Passive betont. Deshalb werden in den USA auch mehr die Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit erforscht. So hat die NASA in Versuchen mit Piloten ermittle, dass nach einem Nickerchen von 30 Minuten die Reaktionszeiten um rund 16% verbesserten und Ausfälle um 34% sanken. An der Harvard Universität brachten Studien das Ergebnis, dass ein Mittagsschlaf die Leistungsfähigkeit des Gehirns bis zu 30% Prozent erhöhen konnte.

In der neuen Studie untersuchten die Saarbrücker Neuropsychologen 41 Personen, die sich Wörter und Wortpaare einprägen sollten. Die Merkfähigkeit würde danach ein erstes Mal sofort überprüft und dann ein zweites Mal bei der Hälfte der Teilnehmer nach einem kurzen Nickerchen - etwa 60 Minuten - und bei der anderen Hälfte, die nicht geschlafen, sondern wach geblieben und sich eine DVD angeschaut hatte.

„Bereits ein kurzer Schlaf von 45 bis 60 Minuten verbessert das Gedächtnis um den Faktor fünf“, sagt der Professor für Neuropsychologie Axel Mecklinger. Oder genauer ausgedrückt: Die Gedächtnisleistung verschlechtert sich im Vergleich nicht. Mecklinger: „Die Kontrollgruppe, die DVDs geschaut hat, während die andere Gruppe geschlafen hat, konnte sich anschließend deutlich schlechter an die zuvor gelernten Wortpaare erinnern als die Schlafgruppe. Diese wiederum zeigte nach dem Power Nap genauso gute Erinnerungsleistungen wie vor dem Schlaf, also gleich nachdem die Begriffe gelernt wurden.“

Berliner Ärzteblatt 27.03.2015/ Quelle: Neurobiology of Learning and Memory

 
 
 
 
 
 
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