Kosmetika: Manche sind gefährlicher, als wir denken

Kosmetika enthalten heute aktive Inhaltsstoffe, wie z.B. Booster, die Falten aufpolstern und Unebenheiten der Haut ausgleichen oder dem Haar mehr Volumen schenken sollen. Doch nicht wenige dieser Versprechen müssen die Verbraucher nicht nur teuer mit Geld, sondern auch mit ihrer Gesundheit bezahlen. Dermatologen haben jetzt ermittelt, dass sich die Zahl der Beschwerden im letzten Jahr (im Vergleich zu 2015) mehr als verdoppelt hat.  


Der Unterschied zwischen Medikamenten und Kosmetika ist enorm, zumindest wenn es darum geht, sie auf den Markt zu bringen. Medikamente müssen in Studien ihre Wirksamkeit und Risiken beweisen und Zulassungsvorschriften einhalten. Kosmetika, auch wenn sie oft über die Haut oder Schleimhäute in den Körper eindringen, unterliegen dagegen wesentlich geringeren Auflagen. Verschiedene Substanzen sind zwar verboten oder im Einsatz beschränkt oder unterliegen einem gesonderten Zulassungsverfahren,  wie Konservierungs- und Farbstoffe sowie UV-Filter (EU-KosmetikV). Und die Hersteller müssen die Sicherheit ihrer Produkte gewährleisten. Doch die Prüfung dieser Angaben bleibt aus, der Gesetzgeber verläßt sich auf die Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit der Produzenten. 


In den USA wurden nun Daten der FDA (Food and Drug Administration, was so viel wie Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittel) zu Beschwerden zu und Meldungen über Nebenwirkungen von kosmetischen Produkten ausgewertet. Diese Meldungen haben Verbraucher sowie Ärzte übermittelt. Insgesamt lagen Daten zu 5144 Vorkommnissen vor. Zwischen 2004 und 2016 gab es jährlich im Durchschnitt 396 Anzeigen, im Jahr 2015 waren allerdings 706 und im Jahr 2016 sogar 1591. Am häufigsten gab es Beschwerden zu Haar- und Hautpflegemitteln und in den Produktklassen Babypflege, Intimpflege, Haarpflege und -färbemittel. 


Dr. Steve Xu, der die Studie durchgeführt hat, meint: „Das ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Er geht davon aus, dass die meisten Nebenwirkungen und Beschwerden offiziell gar nicht gemeldet werden. Als Beispiel führt er die Shampoo, Spülung und Haarkur von WEN an. Werbespruch: „Das Haar wird gereinigt und spürbar gepflegt. So kann Ihr Haar bei regelmäßiger Anwendung schöner werden und sich besser anfühlen.“ Im Jahr 2014 richtete die FDA ein Anschreiben an die Herstellerfirma, weil 127 Beschwerden über teilweise erhebliche Nebenwirkungen eingegangen waren. Erst in Zusammenhang mit diesem Verfahren stellte sich heraus, dass beim Hersteller bereits rund 21.000 Beschwerden vorlagen. 


Schon seit einiger Zeit gibt es Hinweise und Untersuchungen, die die Gesundheitsgefahren von Körperpflegeprodukten aufzeigen. Ob Duschbad, Shampoo, Lippenstift, Cremes und Reinigungsmittel - viele enthalten gefährliche und zum Teil giftige Substanzen. Das weiß man zumindest seit 1997 und der vom ‚General Accounting Office' durchgeführten Untersuchung. Derartige Inhaltsstoffe sind z.B. a-Hydroxysäure, die Hautschäden hervorrufen kann, Diethanolamine (DEA), dem krebserregende Eigenschaften nachgesagt werden, Diethylphthalat, das Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane schädigen soll, Formaldehyd, das ebenso wie Lanolin und Oxybenzon Allergien auslösen soll, Propylenglycol, reizt die Haut und kann Leber und Nieren schaden, Sodium-laureth-sulfat, steht im Verdacht zahlreiche Krebserkrankungen auszulösen. 


cs 28.6.2017/ Quelle: JAMA





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/kosmetika-28-6-17.php
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