Hormoncocktail in Pflegeprodukten

Ob Duschgel, Zahnpasta, Gesichtscreme, Sonnenschutzmittel, Deo, Wimperntusche, Lippenstift - keines dieser Produkte kommt ohne Chemikalien aus. Rund 10.500 Substanzen sind es, die sich in Kosmetika wieder finden können. Darunter auch einige, deren Eigenschaften als problematisch gelten: z.B. PEG, Duftstoffe, Formaldehyd, Petroleum. Obwohl deren Gefahren oft nicht erforscht sind oder unter Verschluss gehalten werden, sind sie erlaubt. Bei einer ganz bestimmten Stoffgruppe - die hormonell wirksamen Chemikalien - ist das anders. Da kennt man die Risiken. Dennoch findet man die Substanzen in vielen Produkten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat 62.559 Körperpflegeprodukte untersucht und deren Inhaltsstoffe bewertet. Das Ergebnis muss einen erschrecken: Nahezu jedes dritte Kosmetikprodukt in Deutschland enthält hormonell wirksame Chemikalien. Je nach Gruppe ist der Anteil der belasteten Produkte ganz unterschiedlich: bei Haarwachs liegt der Anteil der Produkte mit hormonell wirksamen Chemikalien bei 36%, bei Sonnenschutz sind es 33%, bei Rasierschaum 30%, bei Lippenstift 27% und bei Zahnpasta 20%. Selbst bei Baby-Shampoo sind es 9%.

Auch die Hersteller gehen ganz unterschiedlich mit diesen Stoffen um, aber nicht gerade sorgsam, wie die Studie feststellt. Den Vogel schießt dabei die Firma Basler ab, deren Haarmittel mit 72% hormonell schädlicher Stoffe belastet sind. Auch ein hoher Preis ist nicht der Schutz davor, im Gegenteil, gerade hochpreisige Marken, wie die Produkte von Chancel (66%) und Shiseido (50%) verwenden erstaunlich viel hormonell wirksame Chemikalien. Dagegen sind die Eigenmarken der Drogerieketten "nur" zu 17% betroffen.

Selbst die Größe des Herstellers birgt keine Gewähr für mehr Verantwortungsbewusstsein. Bei den zehn größten Kosmetikproduzenten sind bei den Marktführern Beiersdorf (u.a. Nivea) 46%, Procter & Gamble (u.a. Wella) und L'Oréal (u.a. Garnier) 45% der Produkte belastet. Am besten schnitten die Eigenmarken von dm mit 17% belasteten Produkten vergleichsweise gut ab. Naturkosmetik ist in der Regel unbelastet.

Gesundheitsgefahren hormonell wirksamer Chemikalien (Quelle: BUND)

Warum sind hormonell wirksame Chemikalien so riskant? Weil sie, wie es der Name schon sagt, in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen. Und dabei können unabsehbare Gesundheitsschäden entstehen: Diese Chemikalien können die Fruchtbarkeit stören, hormonell bedingte Krebserkrankungen hervorrufen, z.B. Brust- und Prostatakrebs sowie das Entstehen von Fettleibigkeit und Diabetes fördern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet hormonelle Schadstoffe als "globale Bedrohung". Besonders gefährdet sind Föten im Mutterleib, Kinder und Pubertierende, da sich deren Organe noch in sensiblen Entwicklungsphasen befinden.

Anteil der Produkte mit hormell schädlichen Substanzen (Quelle: BUND)

Hormonelle Schadstoffe werden in Kosmetika vor allem als Konservierungsmittel oder UV-Filter eingesetzt. Was überrascht: Ihre Verwendung ist legal. BUND kritisiert, dass  "selbst wenn geltende Grenzwerte eingehalten werden, birgt die Kombinationswirkung verschiedener Chemikalien im Körper, der sogenannte 'Cocktaileffekt', ernste Gefahren. Wir fordern die Kosmetikhersteller auf, in Kosmetika auf hormonell wirksame Chemikalien zu verzichten."



Berliner Ärzteblatt 25.07.2013/ Quelle: BUND - Der Kosmetikcheck





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/hormonell-wirksame-chemikalien-25-07-13.php
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