Spritze
Mit einer Spritze das überflüssige Fett "wegschmelzen" (Foto: pte)
> Fett-Weg-Spritze: Kritik wird laut

Experten bezweifeln den Erfolg der
Fett-Weg-Spritze. Vor allem aber werden anscheinend Medikamente
eingesetzt, die für diesen Zweck von den Behörden gar nicht zuglassen
sind.


Die sogenannte Fett-Weg-Spritze gerät zunehmend in die Kritik der
Experten. Die umstrittene Behandlung verspricht, Fettgewebe mit Hilfe
von Injektionen aufzulösen. Obwohl der Erfolg der Methode
wissenschaftlich nicht bewiesen ist, unterziehen sich immer mehr
Menschen der Injektionslypolyse. „Dabei wird eine Substanz in das
Fettgewebe injiziert, die ursprünglich zur Auflösung von Thromben
entwickelt wurde", erklärt Walter Jungwirth, Leiter der Abteilung für
Plastische Chirurgie an der EMCO-Klinik in Salzburg. „Die Methode wird
mit viel Aufwand beworben - meine eigenen Erfahrungen sind allerdings
nicht so gut."



„Es kommt zu sehr unkonstanten Ergebnissen, die Behandlung ist
schmerzhaft und muss oft wiederholt werden", so Jungwirth. „Eine Grazer
Studie hat anhand eines Vergleichstests wissenschaftlich bewiesen, dass
nach der Anwendung kein postiver Effekt messbar ist."



Jungwirth selbst hat die Behandlung mit der Fett-Weg-Spritze wieder
aufgegeben. „Es gibt zwar einzelne Fälle, wo es scheinbar wirkt, aber
aus meiner Erfahrung weiß ich, dass viele Patienten danach enttäuscht
sind." Regina Maria Wagner, Vorstandsmitglied der Deutschen
Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) sind dagegen
auch positive Fälle bekannt: "Es gibt widersprüchliche Berichte - das
lässt vermuten, dass der Erfolg Anwender- bzw. Patienten-spezifisch
ist. Um Fett sichtbar und messbar zu entfernen gibt es jedoch die
wissenschaftlich bewiesene Methode der Fettabsaugung."



Vor allem in den USA gewann die Fett-Weg-Spritze in den vergangenen
Monaten an Popularität. Das Advanced-LipoDissolve-Center betreibt
mittlerweile 15 Kliniken in sieben Bundesstaaten, die auf die Methode
spezialisiert sind. Über 100.000 Patienten wurden der Behandlung
bereits unterzogen, die etwa 2.000 Dollar pro Körperteil kostet.



Bemühungen, die umstrittene Methode zu verbieten, waren bislang nicht
erfolgreich. „Hier werden nicht zugelassene Medikamente für nicht
zugelassene Behandlungen gebraucht und wir können nicht für die
Gesundheit der Patienten garantieren", warnt Karen Riley von der
US-amerikanischen Food and Drug Administration.



Auch in Deutschland sei das eingesetzte Medikament Lipostabil lediglich
für den intravenösen Einsatz zur Auflösung von Fett im Blut zugelassen,
erklärt Wagner. „Im sogenannten Off-Label-Use, der Patient muss hier
gesondert unterschreiben, wird es jedoch auch in der plastischen
Chriurgie eingesetzt."



Für Ärzte sei die Methode ein sehr gutes Geschäft. „Eine Spritze ist im
Internet schon um wenige Euro erhältlich - bei der Anwendung kostet sie
dann 300 Euro. Die Unterstützer der Fett-Weg-Spritze sind keine
plastischen Chirurgen, sondern Allgemeinmediziner, denen das Fachwissen
fehlt", kritisiert Jungwirth.



WANC 21.09.07/pte

 
 
 
 
 
 
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