Botox: Doch nicht ganz ungefährlich

Falten weg. Jünger aussehen. Schöner sein. Und das alles ganz einfach. Mann oder Frau lasse sich einfach Botox injizieren und schon wird alles gut. Wirklich? Immer mehr Menschen scheinen das zu glauben und lassen sich eine glatte Haut spritzen. Doch so ungefährlich, wie es oft angepriesen wird, ist die Faltenbeseitigung nicht.

Bei der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen hört sich alles ganz leicht und locker  an: „Botox: Faltenbehandlung mittels Botulinumtoxin. Die wohl bekannteste Art der Gesichtsverjüngung ist die gezielte Behandlung mit Botulinumtoxin. Um Mimik-Falten, hauptsächlich im Stirn- und Augenbereich, zu glätten, wird eine geringe Menge des Mittels direkt in die Muskulatur der betreffenden Stelle injiziert und mindert somit die Aktivität der behandelten Gesichtspartie. Die Wirkung ist nicht sofort sichtbar, sondern tritt erst nach ein paar Tagen ein. Nach dem Eingriff kann es in Einzelfällen zu leichten Schwellungen, Rötungen und Blutergüssen kommen. Um das Ergebnis nicht zu gefährden, sollten Botox-Patienten nach der Behandlung mindestens vier Stunden keinen Sport machen und den Kopf in aufrechter Position behalten. Unmittelbar nach der Therapie kann man wieder arbeiten. Um das erzielte Ergebnis zu halten, muss die Injektion alle vier bis sechs Monate wiederholt werden, wobei sich die Behandlungsintervalle verlängern.“

Da könnte man doch glatt vergessen, dass es sich bei Botox um ein gefährliches Nervengift handelt. Wikipedia sagt dazu: „Das Botulinumtoxin stellt damit das stärkste bekannte Gift dar.“ Hurra.

Auch wenn Botox zur Faltenbehandlung nur in winzigsten Dosen eingesetzt wird, könnte es mehr unerwünschte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, als bisher vermutet. Forscher haben nämlich nachgewiesen, dass Botulinum Neurotoxin Type A, nicht nur an jenen Körperstellen bleibt, in die es injiziert wird, sondern sich über das Gewebe ausbreiten kann. 

Nur drei Tagen nach der Botox-Injektion bei Ratten im Gesicht und im Hirn konnte das Forscherteam um Matteo Caleo vom Istituto di Neuroscienze in Pisa feststellen, dass sich das Nervengift im Körper der Tiere verteilt hatte.

Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass das Gift, das die Erregungsübertragung von den Nervenzellen zum Muskel hemmt und damit die Kontraktion des Muskels abschwächt oder sogar ganz ausfallen lässt, dort bleibt, wo es injiziert wurde. Für Caleo bedeutet diese Entdeckung nicht unbedingt negative Schlagzeilen. 

"Die bisherigen Studien wurden mit Jod-125 durchgeführt,“ sagte Caleo.

Da jedoch die injizierten Mengen des Toxins derart gering sind, können sie mit dieser Methode nicht nachgewiesen werden. "Wir haben versucht, die Substanz anders nachzuweisen", erklärte der Wissenschaftler. Sie suchten nach Fragmenten des SNAP-25-Proteins, das vom Toxin zerstört wird. SNAP-25 spielt nämlich in der Übertragung von Nervenzellen zum Muskel eine entscheidende Rolle. "Tatsächlich wurden wir fündig", berichtete der Forscher.

Den Wissenschaftlern ist es gelungen, Proteinfragmente in Hirnzellen zu lokalisieren, wenn den Ratten das Botulinum Neurotoxin in die Schnurrhaarmuskeln gespritzt worden war. Wenn, wie in kosmetischen Einsätzen, die Substanz alle vier bis sechs Monate injiziert wird, könne es schon zu Problemen kommen.

Und die scheint es ja auch zu geben. Der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA hatte bis August 2007 mehr als 600 Verdachtsberichte zu Nebenwirkungen von Botox-Injektionen vorliegen. In 28 Fällen seien die Behandelten sogar gestorben. In Deutschland zählte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit 1994 etwa 210 Zwischenfälle, darunter fünf tödliche. Allerdings hob das BfArM hervor: „Berichte über schwerwiegende oder gar tödlich verlaufene Nebenwirkungen nach Anwendung von Botulinumtoxin zu kosmetischen Zwecken liegen dem BfArM nicht vor.“

Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA ermittelte 180 Berichte über Nebenwirkungen, mindestens 87 Menschen wurden ins Krankenhaus eingeliefert und 16 Menschen – darunter befanden sich 4 Kinder - verstarben, da sich das Botulinumtoxin in ihrem Körper ausgebreitet hatte. Ob und in welcher Form Nebenwirkungen bei kosmetischem Einsatz entstanden, sagt das FDA nicht.

Die Interessengruppe Public Citizen will jetzt eine sogenannte
"black box"-Warnung auf der Verpackung von Botox und ähnlichen Präparaten erreichen. Eine "black box" ist die höchste Warnstufe, mit der die FDA ein Produkt versehen kann, bevor es vom Markt genommen wird.



Auch die gelartigen Füllstoffe, die zur Faltenglättung unter die Gesichtshaut injiziert werden, scheinen nicht ohne Nebenwirkungen zu sein. Die FDA untersucht derzeit, „gefährliche und unerwartete“ Probleme. Insgesamt gibt es 823 Patienten, die zwischen 2003 und heute über Nebenwirkungen klagten. Bei 638 waren die so ernst, dass sie behandelt werden mussten. Bei 19 gab es allergische Reaktionen, die lebensbedrohlich waren und notärztliche behandelt werden mussten. 12 mussten wegen Infektionen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Mittlerweile gibt es schon Botox-Nachfolger. So das Mittel Vavelta, das von der Firma Intercytex hergestellt wird. Es besteht aus  mikroskopisch kleinen Hautzellen und soll sehr wirksam sein.

WANC 20.11.08, Quelle: pte, EMEA, BfArM, FDA, Mail online





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/20_11_botox.php
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