Beine mit Krampfader
Krampfadern: Über 20 Prozent der Operationen müssen wiederholt werden
> Krampfadern-Operationen oft mangelhaft ausgeführt

Eine deutschlandweite Studie zu der Qualität von Krampfadern-Operationen
liefert ein alarmierendes Ergebnis. Gut 20 Prozent der Eingriffe wurden nicht
richtig durchgeführt und müssen deshalb erneut erfolgen.


Ein Fünftel der in Krankenhäusern an Krampfadern operierten
Patienten liegt schon zum zweiten Mal mit demselben Problem auf dem
OP-Tisch. Mehr als zwei Drittel von ihnen deshalb, weil bei der ersten
Operation nicht sauber gearbeitet wurde. Das ergab eine
deutschlandweite Studie unter Leitung der RUB-Kliniken
(Ruhr-Universität) für Dermatologie und Gefäßchirurgie im St. Josef
Hospital. Werden Krampfadern nicht vollständig entfernt, bleibt ein
Stumpf der entfernten Vene übrig, aus dem sich wiederum neue
Aussackungen bilden, die erneut operiert werden müssen. "Zur Vermeidung
dieser Rezidive, deren Beseitigung jährlich schätzungsweise 40
Millionen Euro kostet, sollte auf Konzepte zurückgegriffen werden, die
in anderen Bereichen der Medizin bereits Früchte getragen haben:
Spezialisierung und Mindestmengenregelung", fordert Prof. Dr. Achim
Mumme.



Krampfaderoperationen gehören in Deutschland zu den häufigsten
Operationen überhaupt. Jedes Jahr werden etwa 320.000 Patienten pro
Jahr an Krampfadern operiert. "Nach der Entfernung einer kranken Vene
können sich natürlich anderswo zeitlebens neue Krampfadern bilden,
ebenso wie Karies nach einer Zahnbehandlung jederzeit wieder neu
auftreten kann", erklärt Dr. Markus Stücker. Eine häufige Ursache
scheinbar neu aufgetretener Krampfadern ist aber auch eine
unvollständige Entfernung der Krampfader bei der ersten Operation.



Eine erste Studie an Patienten des Venenzentrums der
Ruhr-Universität an Patienten, die an einem Rezidiv operiert wurden,
hat diesen Verdacht der Ärzte in den letzten Jahren erhärtet. Die
aktuelle Studie fand an den Venenzentren in Bochum, Bad Bertrich,
Freiburg, Magdeburg, München, Saarlouis und Stade statt.



Bei 417 Patienten mit einer Zweitoperation an Leistenkrampfadern
zeigte sich in 279 Fällen (66,9 Prozent), dass eine technisch falsch
durchgeführte erste Operation die Ursache des Rezidivs darstellte. Beim
Ersteingriff war die krankhaft veränderte Stammvene (Vena saphena
magna) nicht komplett entfernt worden. Der verbliebene Rest
(Saphenastumpf) konnte zum Ausgangspunkt für ein sogenanntes
Leistenrezidiv werden. Die hohe Fehlerquote bestätigte sich in jedem
der beteiligten Zentren. "Offenbar existieren Qualitätsprobleme nicht
nur regional, sondern in ganz Deutschland", folgert Mumme und rät:
"Patienten sollten Krampfadernoperationen unbedingt von
Gefäßspezialistendurchführen lassen, die eine hohe Fallzahl vorweisen
können."



WANC 19.10.2006

 
 
 
 
 
 
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