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Modetrend: Körperhaare werden von Frauen und Männern vielfach entfernt
> Haare am Körper: Weg damit

Fast alle Frauen und immer mehr Männer wollen von Körperhaaren nichts wissen. Doch das gilt nicht nur für Achsel- und Beinbehaarung. Auch im Genitalbereich kommen bei immer mehr Menschen die Haare unter die Klinge.

Mehr als 97 Prozent der jungen Frauen und 79 Prozent der Männer entfernen regelmäßig Körperhaar an mindestens einer Körperregion. Beachtlich auch die Anzahl gleichzeitig enthaarter Körperpartien: 89 Prozent der Frauen, die sich regelmäßig rasieren/epilieren/trimmen, tun dies an drei oder mehr Körperpartien. Fast die Hälfte der Frauen (48 Prozent) enthaaren sich vier Körperpartien gleichzeitig. Das sind vor allem Beine, Achselhöhlen, der Genitalbereich und die Augenbrauen.

Bei Männern, die sich abgesehen vom Bart Körperhaar entfernen, werden zu mehr als 50 Prozent zwei oder drei Körperpartien einbezogen. Männer rasieren sich vor allem die Achselhöhlen, Genitalbereich oder Oberkörper.

Insgesamt wurden 314 Studentinnen und Studenten befragt, davon 219 Frauen und 95 Männer. Der Altersdurchschnitt der Stichprobe lag bei rund 23 Jahren. Mehr als drei Viertel der Befragten studierten zum Zeitpunkt der Befragung Humanmedizin (45 %) oder Psychologie (34 %). Auch wenn die Anzahl vergleichbarer Studien sehr gering ist, lässt sich eine deutliche Zunahme der Personen beobachten, die Körperhaar entfernen, und eine Zunahme der Körperregionen, die dieser Modifikation unterzogen werden.

Warum unterziehen sich junge Menschen einer solch aufwändigen Prozedur? Bei der Frage nach den Gründen wird bei Befragungen immer wieder das Wechselspiel zwischen individueller Attraktivität und gesellschaftlicher Normativität angegeben. So leiden Personen, die sich die Arbeit einer aufwändigen Haarentfernung machen, nicht an einer Störung ihres Selbstwertes. Ebenfalls nicht zu beobachten ist ein besonders ausgeprägtes Persönlichkeitsmerkmal "Sensation Seeking" - also das Bedürfnis nach ständig neuer Stimulation und hoher Erregung.

Männer, die sich mehrere Körperpartien rasieren, sind sozial aktiv, geselliger, beschreiben sich als selbstsicherer und optimistischer. Der Untersuchung zufolge, nehmen 88 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer eine Intimrasur vor.

Damit scheinen sie einem allgemeinen kulturelleren Trend zu folgen. "Dies gilt für Achseln und Beine genauso wie für den Genitalbereich. Knapper werdende Badebekleidung sowie die starke Präsenz von Nacktheit in den Medien tragen dazu bei, dass sich für diese Bereiche ästhetische Normen herausbilden", erklärt Prof. Elmar Brähler: "Speziell für den Bereich der Intimrasuren bei Frauen, lässt sich sagen, dass es die 'neue' Sichtbarkeit der äußeren weiblichen Genitalien ist, die dazu führt, dass sich auch hier Schönheitsnormen herausbilden: Erstmals entwickelt sich eine allgemeingültige - für weite Schichten der Bevölkerung - verbindliche Intimästhetik. Eine bis dato primär zur Privatsphäre zählende Körperregion - die Schamregion - unterliegt fortan einem Gestaltungsimperativ."

Allerdings – Trends unterliegen dem Wandel, manchmal schneller, manchmal langsamer. Brähler erwartet deshalb, dass das aktuelle Modeideal der "glatt rasierten Scham", wie jede andere Mode, auch wieder aus der Mode kommt. "Über kurz oder lang wird wieder üppig wachsendes Haar als schick gelten", unkt  er.

WANC 18.11.08, Quelle. Universität Leipzig

 
 
 
 
 
 
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