Life-Shirt: Puls und Blutdruck übermitteln
> Schlaue Kleidung: Bald in jedem Kleiderschrank?

Es klingt wie die Beschreibung einer Modenschau in einem Science-Fiction-Roman: Vitamin-C-T-Shirts, Abendkleider mit Massagefunktion, geruchsneutrale Socken, beleuchtete Bikinis. Dennoch könnten solche High-Tech-Textilien bald in unseren Kleiderschränken hängen, da viele von ihnen bereits als Prototypen existieren.

"Einige solcher Erfindungen sind für den Massenverbrauch sicher nur bedingt geeignet", so Professor Hartmut Rödel vom Institut für Textil- und Bekleidungstechnik der Technischen Universität Dresden. So ist der Bedeanzug mit Leutdioden wohl mehr als ein modischer Gag gedacht. Sinnvoll dagegen: eine Socke gegen Fußgeruch. Ihre eingewobenen Silberfäden beseitigen die den Duft verursachenden Bakterien.


Nach Angaben von Isa Hofmann, Leiterin der Frankfurter Messe für innovative Bekleidung (avantex) ist aber auch das Massagekleid durchaus wegweisend für die textile Zukunft. Per Knopfdruck können auf langweiligen Partiys die kleinen, elektronisch gesteuerten Massage-Kissen zur sanften Rückenmassage aktiviert werden. Aber auch der Einsatz in der Medizin ist denkbar. "Menschen mit Bandscheiben-Problemen könnte mit dieser Technik langes Sitzen erleichtert werden."


"Dieser Trend zur kleidungsintegrierten Technik ist schon häufig in Produkten umgesetzt», sagt Rödel. So gibt es bereits Rucksäcke mit textilen Bildschirmen, Jacken mit integrierten Handys oder MP3-Playern. Mit Tasten auf der Kleidung können die Geräte bedient werden. "Solche Technik ist im Arbeitsschutz oder der Medizin aber sehr interessant", betont Rödel. Kleine Sensoren in der Kleidung von Feuerwehrleuten können der Einsatzzentrale den genauen Standort sowie Daten über Puls oder Blutdruck übermitteln. Auch für kranke oder alte Menschen sind solche "Life-Shirts" nützlich.


Für den medizinischen Einsatz werden derzeit auch Verfahren entwickelt, mit Medikamente oder Vitamine von der Kleidung auf ihren Träger übertragen werden können. Dazu werden auf den Stoff spezielle Zuckermoleküle (Cyclodextrine) aufgebracht und fest mit den Fasern verbunden. In die Hohlräume der Moleküle kommen dann Substanzen, die später schrittweise ihre Wirkung entfalten Statt Arzneien können auch Durftstoffe, z. B. beim "Hemd mit eingebautem Deo" eingebracht werden oder die Moleküle saugen Schweiß bildende Substanzen auf.


Bereits heute gibt es Kleidung mit "Phase Change Materials". Diese ändern je nach Temperatur ihren Aggregatszustand und setzten dabei Wärme frei oder speichern sie, erläutert Heinrich Planck, Direktor des Instituts für Textil- und Verfahrenstechnik in Denkendorf. Substanzen wie etwa Paraffin sind dabei in Mikrokapseln eingeschlossen und unter anderem in Winterjacken integriert. Schwitzt der Jackenträger, verflüssigen sich die Kugeln und nehmen die ausgestrahlte Wärme auf. Bei Kälte verfestigt sich die Substanz und gibt die Wärme wieder ab.


WANC 14.02.03

 
 
 
 
 
 
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