Akne: Antibiotika, Hormone und Ernährung

Akne ist die mit Abstand häufigste Hauterkrankung: Etwa
jeder vierte Patient, der wegen eines dermatologischen Problems den Arzt
aufsucht, leidet unter "Acne vulgaris", wie die entzündliche Hautkrankheit
im medizinischen Fachjargon heißt.


Es sind nicht nur Jugendliche, die unter Akne leiden. Auch
Erwachsene können betroffen sein. Neuere Studien haben vor allem eine
verbreitete Annahme zu den Ursachen der Akne ins Wanken gebracht: Das in den
entzündeten Talgdrüsen häufig anzutreffende Bakterium Propionibacterium acnes
trägt demnach nicht unmittelbar zur Entstehung der Akne bei. Vielmehr tritt es
erst in einem späteren Stadium der Krankheit auf den Plan: Wenn sich bereits
Pickel und Mitesser gebildet haben, kann das Bakterium den entzündlichen
Prozess verstärken.



Antibiotika helfen vielen Akne-Geplagten daher. Prof.
Christos Zouboulis, Leiter der Dessauer Hautklinik vermutet jedoch in der
Fachzeitschrift "Aktuelle Dermatologie", dass nicht nur die
antibakterielle Wirkung für den Therapieerfolg der Antibiotika verantwortlich
ist. Auch ihre entzündungshemmende "Nebenwirkung" trägt vermutlich
zur Verbesserung des Hautbilds bei.



Gezielte Untersuchungen haben gezeigt, dass auch gesunde
Talgdrüsenfollikel so genannte Zytokine wie IL-1 oder TNF-alpha herstellen.
Diese Immunbotenstoffe locken Entzündungszellen an und schaffen so die idealen
Voraussetzungen für die Entstehung eines Mitessers.



In der gesunden Haut wird dieser Prozess jedoch zyklisch
unterbrochen, bevor ein sichtbarer Entzündungsherd entsteht. Der Dermatologe
vermutet, dass dafür unter anderem so genannte Neuropeptide verantwortlich sind
– hormonähnliche Substanzen, die von den Nervenzellen der Haut abgegeben
werden. Andere Neuropeptide wiederum tragen offenbar dazu bei, dass die ständig
lauernde Entzündung eskalieren kann.



Die Dessauer Mediziner sehen die Wurzeln der Akne daher
hauptsächlich darin, dass das fragile Gleichgewicht von entzündungshemmenden
und entzündungsfördernden Einflüssen aus dem zentralen und peripheren
Nervensystem gestört ist. Im weiteren Sinne zählt dazu auch die bekannte
Akne-fördernde Wirkung der Androgene. Diese Hormone, deren bekanntester
Vertreter das Testosteron ist, werden zwar in der Nebennierenrinde
beziehungsweise den Hoden und Eierstöcken gebildet, ihre Produktion aber wird
von einem Nervenzentrum im Gehirn gesteuert.



Welche Rolle die Ernährung bei der Akne-Entstehung spielt,
ist dagegen immer noch strittig, wie der Arzt anmerkt. Er verweist jedoch auf
Studien, nach denen die Akne etwa bei Eskimos unbekannt ist, solange sie ihrer
traditionellen Ernährungsweise treu bleiben. Diese enthält entzündungsfördernde
Omega-6- und entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren in ungefähr gleicher Menge.
Mit der Umstellung auf westliches Essen verschiebt sich dieses Verhältnis auf
20 zu 1 – und die Arktisbewohner bekommen unreine Haut.



WANC 04.08.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/04_08_akne.php
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