Neue Haut: Züchten statt rausschneiden

Patienten mit chronischen Wunden, die
mit einem Stück Haut geschlossen werden müssen, können
auf ein neues Verfahren hoffen. In Zukunft könnte künstliche
Haut aus patienteneigenen Zellen gezüchtet werden.


Es hört sich recht einfach an: Man
zupft jemandem einige Haare, und vier bis sechs Wochen später
ist daraus ein Stück Haut geworden. Ganz so einfach ist es
natürlich nicht, was Forscher des Fraunhofer-Instituts für
Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig seit kurzer Zeit machen:
"Wir haben gemeinsam mit der euroderm GmbH die Erlaubnis
erhalten, Hautgewebe für die Transplantation auf chronische
Wunden zu züchten - etwa für Diabetiker, die an offenen
Beinen leiden", sagt Dr. Gerno Schmiedeknecht, Gruppenleiter am
IZI.



Tatsächlich werden dem Patienten
am Hinterkopf ein paar Haare ausgerissen. Aus der Haarwurzel werden
adulte Stammzellen gewonnen und etwa zwei Wochen lang in einer
Zellkultur vermehrt. Anschließend wird die Nährflüssigkeit
so weit reduziert, dass die Oberseiten der Zellen nicht mehr bedeckt
sind und mit Luft in Verbindung kommen. Durch den erhöhten
Druck, den der Sauerstoff auf die Zelloberflächen ausübt,
differenzieren sie sich zu Hautzellen.



Die Forscher züchten auf diese
Weise viele kleine Hautstücke, die für jeden Patienten
individuell hergestellt werden und aneinandergelegt eine Fläche
von 10 bis 100 Quadratzentimetern ergeben. Weil es dabei um
Stammzellen geht, musste eine staatliche Erlaubnis eingeholt werden,
die inzwischen erteilt wurde. Die Forscher erwarten, im Jahr 2008
monatlich für etwa 10 bis 20 Patienten Häute zu
züchten, abhängig davon, wie viele Ärzte diese
Therapie verordnen.



Bisher transplantieren die Ärzte
bei chronischen Wunden Eigenhaut, die sie dem Patienten meist am
Oberschenkel entnehmen. Dabei bleiben sowohl am Oberschenkel als auch
an den behandelten Wunden Narben zurück. Die Transplantation der
künstlichen Haut kann ambulant erfolgen. Bereits ein paar Tage
später lässt sich sagen, ob die "neue" Haut
angewachsen ist. Nach 72 Tagen ist die Haut nicht mehr von
gesunder Haut zu unterscheiden.



WANC 03.01.2008





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/03_01_hautzucht.php
powered by webEdition CMS