> Bedeuten weniger Kinder ein längeres Leben?

Lustige Naturen werden diese Frage fröhlich mit Ja beantworten. Denn weniger Kinder bedeuten weniger Ärger und weniger Ärger bedeutet ein längeres Leben. Haha. Ernsthafte Naturen führen eine Studie durch. Die Universität Götheborg hat nun heraus gefunden, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Reproduktionsdrang und der Lebensdauer gibt. Werden Kinder später im Leben der Eltern geboren werden und weniger Kinder auf die Welt gebracht, dann haben sie größere Chancen, länger zu leben.

Um es gleich vorweg zu sagen, die Untersuchungen hat man bei Vögeln durchgeführt. Und zwar bei einer besonders langlebigen Art von Gänsen, der Weißwangengans oder auch Nonnengans. Die älteste dieser Gänse war 22 Jahre alt. Und warum werden diese Gänse so alt? Die Wissenschaftler fanden heraus, dass im Vergleich zu kürzer lebenden Vogelarten, die Nonnengans erst spät in ihrem Leben und dann auch nur wenig Nachwuchs bekommt.

Interessant für den Menschen an dieser Sache ist, was der lebensverlängernde Effekt war. Der beruhte auf der Länge der Telomere, die bei den Spätgebäreren länger lang blieben. Zur Erklärung: Telomere sind die Enden von Chromosomen - das sind die Träger der Erbinformationen. Diese Zellen erneuern sich, in dem sie sich teilen. Bei jeder Teilung wird das Telomer aber kürzer. Und wenn nichts mehr übrig ist, dann kann sich die Zelle nicht mehr teilen, stirbt aber. Die Länge der Telomere sagt aber nicht nur etwas über die Lebensdauer der einzelnen Zelle, sondern des ganzen Organismus aus. Die Länger der Chromosomenenden gibt also Informationen über den Atlerungsprozeß und letztlich über die Lebenserwartung Auskunft. Bei jedem Lebewesen.

Die Erklärung der Wissenschaftler für diese Erkenntnis: Spätgebärende Lebewesen können mehr Zeit und Anstrengung in die Erhaltung und Pflege ihres Körpers stecken. Lebewesen, die früh und eine große Anzahl Nachwuchs zeugen, verbrauchen ihre gesamte Energie für den Fortpflanzungsprozeß.

Ob das nun auch für Menschen gilt? Beantwortet haben die Wissenschaftler diese Frage noch nicht. Aber unwahrscheinlich ist es nicht, dass das auch für Menschen gilt. Wobei. Einen großen Unterschied haben die Forscher schon herausgefunden. Bei Gänsen waren die Telomere bei den männlichen Vertretern besonders gut erhalten. Die männlichen Gänse verfügen im Gegensatz zu den weiblichen Gänsen über zwei spezielle Geschlechtschromosome. Bei Menschen tragen diese beiden speziellen Geschlechtschromosomen die Frauen.


Berliner Ärzteblatt 28.03.2013/ Quelle:  BMC Evolutionary Biology, University of Gothenburg
 
 
 
 
 
 
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