Überraschung: Optimisten leben kürzer, Pessimisten leben länger

Bisher hieß es immer, dass Optimisten länger leben. Doch diese Einschätzung scheint für ältere Menschen nicht zu gelten. Bei denen gilt neuesten Forschungen zur Folge, dass allzu großer Optimismus eher zu einem erhöhten Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko führen kann.

Das Ergebnis der Studie verwirrt. Denn eigentlich soll eine positive Lebenseinstellung ja dafür verantwortlich sein, dass man länger lebt. So gibt es Untersuchungen z.B. der Universität Zürich, dass Menschen, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden positiv einschätzen, deutlich älter werden. Die Untersuchung von 8200 Männern hatte ergeben, dass diejenigen, die ihre Gesundheit als "sehr schlecht" einschätzten, über ein dreimal so hohes Sterberisiko verfügten als diejenigen, die sie als "sehr gut" beurteilten.

Dieses Bild zeichnen auch andere Studien. Notorische Pessimisten werden durch ihre Einstellung viel öfter krank, ihr zur Selbstzerstörung neigendes Wesen fördert das eigene Ableben. Wer positiv gepolt ist, erhöht dagegen die Chancen auf ein langes und gesundes Leben. Bei 7000 US-amerikanischen Studienteilnehmern wurde über 40 Jahre lang ermittelt, dass negativ denkende Menschen ein um 42% erhöhtes Risiko hatten, früher zu sterben.

Eine weitere Studie mit 1000 Niederländern ergab, dass die Sterberate von Optimisten halb so hoch war, wie die der Pessimisten. Bei denen wirkte sich ihre von Bedenken getragene Grundeinstellung auf Herz und Kreislauf aus. Optimismus stärkte dagegen die Abwehrkräfte des Immunsystems.

Doch nun warnen Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des DIW Berlin, der HU Berlin und der Universität Zürich davor, dass ältere Menschen, die ihre künftige Zufriedenheit gering einschätzen, offenbar länger und gesünder leben als solche, die ihre Zukunft in rosigen Farben sehen. Analysiert wurden die Daten 10000 Männern und Frauen im Alter von 18 bis 96 Jahren über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Die Jüngeren (Altersgruppe 18 bis 39-Jahre) schätzten ihre aktuelle Situation in der Regel unrealistisch positiv ein, urteilen die Wissenschaftler. Die mittlere Altersgruppe (40 bis 64-Jährige) blieben weitgehend realistisch. Je älter (über 65-Jährige) die beobachteten Personen aber wurden, desto pessimistischer wurden ihre Erwartungen an die Zukunft und ihre Gesundheit: 43% hatten eine negative, 32% eine sehr positive und 25% eine ziemlich realistische Einschätzung.

Die Überraschung: Bei älteren Frauen und Männern, die ihre zukünftige Zufriedenheit überdurchschnittlich hoch bewerteten, stieg das Risiko für körperliche Einschränkungen oder Beschwerden und das Risiko zu sterben um etwa 10%. Pessimismus verlängerte dagegen das Leben und sorgte für eine Stabilisierung der Gesundheit. Warum das so ist, erklären die Wissenschaftler so. Eine pessimistische Zukunftserwartung hält ältere Menschen dazu an, sich mehr um ihre eigene Gesundheit zu kümmern und gesundheitliche Gefahren zu meiden.

Berliner Ärzteblatt 01.03.2013/ Quelle: Psychology and Aging, 2013





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/pessimisten-01-03-13.php
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