> Hormonbehandlung bei Männern: Herz in Gefahr

Wechseljahre gibt es auch beim Mann. Studien besagen zumindest, dass nach dem 40. Lebensjahr der Testosteronspiegel bei Männern sinkt. Und das führe zu Potenzstörungen und lasse einen alt aussehen, wird behauptet. In den USA lassen sich Männer deshalb vermehrt Hormone verschreiben, um ihr jugendliches Aussehen und ihre Errektionsfähigkeit zu erneuern. Ob das hilft? Es gibt viele Zweifel. Auf jeden Fall erhöht die Gabe von Testosteron das Risiko von Herz- und Gefäßproblemen.

Die Gabe von Testosteron zur Minderung von Alterserscheinungen scheint in den USA sehr beliebt zu sein. Zumindest hat sich die Verschreibung derartiger Mittel in Jahren von 2000 bis 2011 verfünffacht. Derzeit werden 5,3 Millionen Rezepte für Testosteron ausgestellt, was einem Wert von 1,5 Mrd. US-Dollar entspricht.

Wissenschaftler bezweifeln, dass hinter jeder Verschreibung ein wirklicher Hormonmangel steckt. Die Versprechungen einer solchen medikamentösen Therapie sind aber auch sehr verlockend: das sexuelle Verlangen soll wieder zunehmen, sich die Knochendichte bessern, der Fettanteil im Körper sinken, die körperliche Kraft wachsen, die Gefahr einer Depression und die Insulinresistenz - wird als Vorstufe zu Diabetes angesehen - abnehmen.

Die wunderschöne Welt der Hormone hat ihre Schattenseiten. In einer Studie erhielten aus einer Gruppe von 8709 Männern  - Kriegsveteranen - mit einem erniedrigten Testosteronwert (unter 300 ng/dL, als Normalwert werden 345 ng/dL bezeichnet) 1223 Männer eine Therapie mit einem Testosterongel. 7486 Männer verzichteten auf diese Behandlung.

Nach einer Behandlungszeit von durchschnittlich 531 Tagen waren in der mit Hormonen behandelten Gruppe 67 gestorben, 23 hatten einen Herzinfarkt und 33 einen Schlaganfall erlitten. In der unbehandelten Gruppe waren 681 Männer gestorben, 420 hatten eine Herzinfarkt und 519 einen Schlaganfall erlitten. Das bedeutet, dass in der nicht mit Testosteron behandelten Gruppe 19,9% der Männer eine schweren medizinischen Vorfall erlitten, während es in der behandelten Gruppe 25,7% waren.

Die Ärzte, die diese Untersuchung durchgeführt haben, zweifeln nun die Sicherheit einer Testosterontherapie an. Andere Studien haben schon vor Jahren ergeben, dass die im Alter nachlassenden körperlichen Kräfte und psychische Beschwerden wie Antriebsarmut oder Depressionen nicht zu den Folgen eines Testosteronmangels gehören. Der Versuch, durch eine Testosteronbehandlung Alterserscheinungen wie den Abbau von Knochen oder Muskelmasse zu verhindern, ist in den letzten Jahren gleich mehrfach gescheitert. Stattdessen erkrankte einer von sechs Patienten an Herzinfarkten und anderen schweren Herz-Kreislauf-Störungen.

Berliner Ärzteblatt 11.11.2013/ Quelle: JAMA. 2013

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS