> Kann Fasten das Altern wirklich aufhalten?

Viele schwören auf die reinigende und gesundheitsfördernde Kraft des Fastens. Unlängst haben Ernährungswissenschaftler Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht, die belegen soll, dass die Restriktion der Kolrienaufnahme nicht nur das Gewicht senkt, sondern auch das Leben verlängert und sich günstig auf Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Neurodegenrationen und Krebs auswirkt. Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein, denn andere Studien zeigen weniger positive Ergebnisse.


Fasten, so sagen die Grazer Wissenschaftler, setzt im Körper einen Prozeß in Gang, der das Altern und den Abbau der Zellen aufhält, indem er die schädlichen Zellbestandteile entsorgt. Und so werden Beeinträchtigungen der Funktion unseres Organismus verhindert. Bewiesen wurde das durch Experimente an Mäusen, die bei einer um 30% reduzierten Nahrung um 30% länger lebten.


In einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie wurden 218 normal- bis leicht übergewichtige Personen im Alter von 21 bis 51 Jahren beobachtet, die eine Hälfte ernährte sich mit einer um 25% Kalorien reduzierten Diät, die andere ohne Einschränkungen. Nach zwei Jahren hatte sich bei der kalorienreduzierten Gruppe ein Gewichtsverlust von rund 10% stabilisiert. Außerdem wurden Risikofaktoren (Triglyzeride, Cholesterin, Bluthochdruck) für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich gesenkt und auch Entzündungsmarker im Blut verminderten sich.  


In zwei Punkten, die Wissenschaftlern als Anhaltspunkte für eine lebensverlängernde Wirkung betrachten, blieben die Ergebnisse der reduzierten Energieaufnahme jedoch schwach. Das eine war die Absenkung der Körpertemperatur und das andere die metabolische Rate (Umfang, in dem der Körper Kalorien verbrennt). Als negativen Nebeneffekt der Kalorienreduktion stellten die Wissenschaftler eine abnehmende Knochendichte fest. In anderen Untersuchungen (an Mäusen) wurden schrumpfende Nieren, Leber und Herzen diagnostiziert, die sich nach einer Periode normaler Ernährung aber wieder auf ein Normalmaß regenerierten.


Als Manko erkannte die Ernährungsmediziner, dass die „hungernden“ Patienten die Einsparungsrate von 25% der Energie nicht durchhielten. Am Ende der zwei Jahre ergab sich, dass durchschnittlich gerade einmal 12% der Kalorien eingespart wurden. Die Experte stellen deshalb die Frage, welches denn die effektivste Methode ist, um weniger Kalorien zu sich zu nehmen. Diskutiert wird die kontinuierliche tägliche Kalorienreduktion, der Wechsel von einem Tag normaler und einem Tag energiereduzierter Ernährung, ein Fastentag alle sechs Tage, zwei Fastentage gefolgt von fünf „normalen“ Tagen, fünf aufeinander folgende Fastentage im Monat, zweimal vier aufeinanderfolgende Fastentage  pro Monat usw.


Ernährungswissenschaftler habe den Stein der Weisen noch nicht gefunden, weil es ja auch immer darum geht, einen Weg zu finden, den die Patienten einhalten können und von dem sie nicht abweichen. Das gilt vor allem für diejenigen mit Übergewicht, Diabetes und anderen ernährungsbedingten Erkrankungen, Patienten also, denen Fasten wahrscheinlich am meisten nützt. 


Prof. Dr. Valter Longo von der Universität Souther California propagiert seine FMD-Methode (intermittierendes Fasten). Demnach soll man an fünf Tagen hintereinander nur 500 bis 600 Kalorien zu sich nehmen. Man entscheidet selbst, wie oft man eine solche Diät durchführt. Longo ist sich sicher, dass Fasten Krebszellen zerstört und das Immunsystem stärkt.


cs 10.7.2017, Quelle: JAMA

 
 
 
 
 
 
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