Cannabis: kein rauschhaftes Erlebnis, aber Verbesserung des Gedächtnisses (Foto: Kokopelli  / pixelio.de)
Cannabis: kein rauschhaftes Erlebnis, aber Verbesserung des Gedächtnisses (Foto: Kokopelli/ pixelio.de)
> Cannabis hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge

Wenn man altert, dann betrifft das den gesamten Körper. Auch das Gehirn, dessen Gedächtnisleistung abnimmt. Mediziner haben jetzt nachgewiesen, dass dieser Prozeß nicht nur aufgehalten, sondern sogar umgekehrt werden kann. Und zwar mit Hilfe von niedrig dosiertem Cannabis.  


Wie jedes andere Organ altert auch unser Gehirn. Das bedeutet, dass mit zunehmendem Alter die geistige Leistungsfähigkeit abnimmt: Es fällt uns z.B. schwerer, Neues zu erlernen oder mehreren Dingen gleichzeitig Aufmerksamkeit zu widmen oder sich an Namen, Termine oder anderes zu erinnern. Mediziner suchen nach Möglichkeiten, diesen Prozess zu verlangsamen, zu stoppen oder sogar umzukehren. Sie versprechen sich davon, auch Demenzerkrankungen einmal aufhalten oder sogar heilen zu können.


Wissenschaftler der Universität Bonn und der Hebrew Universität Jerusalem (Israel) konnten bei Mäusen nun nachweisen, dass eine längere niedrig dosierte Behandlung mit einem Cannabis-Wirkstoff das Gehirn alternder Mäuse in den Zustand von zwei Monate jungen Mäusen zurückversetzte. Diese Tiere haben in der Natur nur eine relativ kurze Lebenszeit und zeigen bereits im Alter von zwölf Monaten starke geistige Defizite. 


Die Forscher verabreichten Mäusen im Alter von zwei, zwölf oder 18 Monaten über einen Zeitraum von vier Wochen eine geringe Menge an THC, dem aktiven Inhaltsstoff der Hanfpflanze (Cannabis).


Danach testeten sie das Lernvermögen und die Gedächtnisleistungen der Tiere – darunter zum Beispiel das Orientierungsvermögen und das Wiedererkennen von Artgenossen. Während Mäuse, die keinen Wirkstoff verabreicht bekamen, natürliche altersabhängige Lern- und Gedächtnisverluste aufwiesen, verbesserten sich die geistigen Funktionen der mit Cannabis behandelten Tiere auf den Stand von zwei Monate alten Kontrolltieren. „Die Behandlung kehrte den Leistungsverlust der alten Tiere wieder komplett um“, freut sich Prof. Dr. Andreas Zimmer vom Institut für Molekulare Psychiatrie der Universität Bonn.


Was das letztlich bedeutet, kann neue Hoffnung für die Demenzbehandlung schaffen. Denn mit der Cannabisgabe nahm auch die Zahl der Verknüpfungen der Nervenzellen im Gehirn wieder zu, was eine wichtige Voraussetzung für das Lernvermögen ist. Zimmer ist zuversichtlich: „Es sah so aus, als hätte die THC-Behandlung die molekulare Uhr wieder zurückgesetzt.“ Jetzt wollen die Wissenschaftler den nächsten Schritt tun und in einer klinischen Studie die Wirkung am Menschen beweisen. Die Aussichten, dass THC auch beim Menschen Alterungsprozesse des Gehirns umkehren und die kognitive Leistungsfähigkeit wieder steigern kann, sind so schlecht nicht. Denn häufig funktioniert das, was bei Mäusen funktioniert, auch bei Menschen.


cs 22.5.2017/ Quelle: Nature Medicine

 
 
 
 
 
 
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