Schon ein wenig Alkohol verschlechtert das Sehvermögen

Selbst geringe Mengen Alkohol beeinträchtigen die Reaktionsgeschwindigkeit des Autofahrers. Jetzt haben Studien heraus gefunden, dass bereits ein Bier auch die Augen „vernebelt“. Verantwortlich dafür ist das in alkoholischen Getränken enthaltene Ethanol, das den natürlichen Tränenfilm des Auges stört. Dadurch wird das Sehvermögen bei Nacht verschlechtert und die Licht- und Blendempfindlichkeit erhöht.
 
Dass Alkohol die Reaktionszeit erheblich verlangsamt, beweisen Untersuchungen: Im Vergleich zu Autofahrern ohne Alkoholgenuss verlängert sich die Reaktionszeit bei 1,2 Promille bis 1,6 Promille Alkoholkonzentration um zwischen 12,5% und 52,2%. Was das bedeutet? Experten gehen davon aus, dass es normalerweise etwa 1 Sekunde bis zur Reaktion dauert. In dieser Zeit legt ein Fahrzeug mit 50 km/h rund 13 Meter zurück. Bei einer Verlängerung der Reaktionszeit im oben genannten Bereich heißt das eine Verlängerung des Bremsweges um rund vier bis acht Meter. Und dabei sind andere Einflüsse - wie beispielsweise weniger kraftvolles Bremsen - noch nicht berücksichtigt.

Das sind wertvolle Meter, die beim Vermeiden eines Unfalles fehlen. Und das kommt laut Statistischem Bundesamt bei fünf Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden vor, bei dem mindestens einer der Beteiligten unter Alkoholeinfluss stand. Gründlich, wie Ämter nun einmal sind, hat es auch ausgewertet, dass sich die Hälfte davon am Wochenende in der Zeit von 20 bis 24 Uhr ereignet. Professor Dr. med. Christian Ohrloff von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG meint, dass Diskotheken- und Kneipenbesucher dazu neigen, „die eigene Fahrtüchtigkeit zu überschätzen und ihren Alkoholkonsum zu verharmlosen“.

Doch Alkohol vermindert nicht nur Koordination und Urteilsvermögen des Fahrers, sondern auch die Fähigkeit, bei Nacht zu sehen. Augenärzte der Universität Granada haben bei 67 Frauen und Männern das  Kontrastsehen und die Blendempfindlichkeit vor und nach dem Konsum unterschiedlicher Mengen Rotwein getestet. Alle Teilnehmer schnitten nach dem Trinken von Alkohol im Sehtest deutlich schlechter ab als im nüchternen Zustand. Verantwortlich dafür machen die Ärzte das im Alkohol enthaltene Ethanol, das die äußere, leicht fettige Schicht des Tränenfilms auflöse, der das Auge bedeckt und die Tränenflüssigkeit schneller verdunsten lasse.
 
Deshalb können alkoholisierte Fahrer Kontraste schlechter erkennen und reagieren auch empfindlicher auf Licht. Dieser Effekt zeigte sich verstärkt ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille. Aber auch Testpersonen, deren Werte unterhalb der gesetzlichen Höchstgrenze lagen, sahen Kontraste schlechter und nahmen vermehrt Lichtschleier wahr. Professor Dr. med. Bernhard Lachenmayr von der DOG warnt:  „Demzufolge können schon geringe Mengen Alkohol dazu führen, dass der Fahrer Fußgänger und Straßenschilder zu spät erkennt oder durch die Scheinwerfer entgegenkommender Autos geblendet wird.“

Berliner Ärzteblatt 4.11.2014/ Quelle: Journal of Ophthalmology Volume 2014





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/sehvermoegen-alkohol-04-11-14.php
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