> Wer mehr Geld hat, lebt länger

Wer wohlhabend ist, kann sich über eine deutlich höhere Lebenserwartung freuen als Menschen mit niedrigen Einkommen. So haben Frauen aus armutsgefährdeten Haushalten eine um dreieinhalb Jahre geringere Lebenserwartung als wohlhabende Frauen. Arme Männer sterben sogar durchschnittlich fünf Jahre früher als ihre wohlhabenden Geschlechtsgenossen.

Die Studie besagt nichts anderes, dass finanzielle Sicherheit sich erheblich auf die Lebenserwartung auswirkt. Das hat bei Männern und Frauen durchaus unterschiedliche Folgen. Bei Frauen geht wenig Geld oft mit psychischer Belastung  und einem schwächeren sozialen Netzwerk einher. Bei Männern mit geringen Einkommen wirkt sich ein körperlich belastendes Arbeitsleben negativ aus.

Als Indikator für die psychische Belastung durch finanzielle Knappheit haben die Forscher unter anderem die „Einkommenszufriedenheit“ der Befragten herangezogen. Die Untersuchung zeigt, dass Frauen mit einer geringen Einkommenszufriedenheit im Renteneintrittsalter eine niedrigere Lebenserwartung haben als ihre Geschlechtsgenossinnen mit einer mittleren oder hohen Einkommenszufriedenheit. Auch haben finanziell schlecht gestellte 65-jährige Frauen weniger Kontakt zu Freunden und Nachbarn, pflegen seltener kulturelle Veranstaltungen zu besuchen und haben in der Folge eine geringere Lebenserwartung als Gleichaltrige mit einem besser ausgebauten sozialen Netz.

Männer mit geringem Einkommen verfügen meist über eine geringere  Bildung. Wer keinen oder lediglich einen Haupt- oder Realschulabschluss hat, lebt im Durchschnitt kürzer als Männer mit Abitur oder Studium. Das gilt auch für diejenigen, die einen körperlich belastenden Beruf erlernt haben. Weitere Faktoren, die im Zusammenhang mit der Lebenserwartung stehen, sind Ereignisse des frühen Erwachsenenalters (Bildung, Demographie, Elternhaus), der Lebenslauf (berufliche Belastungen) und die Situation im Renteneintrittsalter (ökonomische Unsicherheit, Freizeitaktivität und soziale Netzwerke sowie Gesundheit).

Berliner Ärzteblatt 20.09.2012/ Quelle: Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), DIW Berlin

 
 
 
 
 
 
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