Ärzte: Schlechte Vorbilder für ihre Patienten?

Die meisten
Zivilisationskrankheiten werden durch ungesunde Ernährung, zu wenig
Bewegung und einen schlechten Lebenswandel ausgelöst. Bei der
Früherkennung und der Prävention dieser Leiden spielen Hausärzte und
Hausärztinnen eine wichtige Rolle, doch nur wenige von ihnen beraten
ihre Patienten in dieser Hinsicht optimal.


Die meisten
Allgemeinmediziner geben an, dass sie nicht genügend Zeit für diese
Beratungsgespräche haben und zudem nicht ausreichend dafür vergütet
werden. Studien weisen zudem darauf hin, dass Ärzte, die selber
ungesund leben, ihre Patienten in dieser Hinsicht schlechter beraten.
So empfehlen rauchende Mediziner ihren Patienten seltener, auf
Tabakwaren zu verzichten.

Neben negativen Auswirkungen auf das
Verhältnis zwischen Arzt und Patient spielt die Gesundheit der
behandelnden Mediziner aber auch für die Allgemeinheit eine Rolle. Denn
immer mehr Hausärzte leiden unter psychischen Erkrankungen, dem
Burn-Out-Syndrom, erhöhter Suizidgefahr oder sind abhängig von
Suchtmitteln.

Wie es um das Gesundheitsverhalten deutscher
Allgemeinmediziner tatsächlich bestellt ist, hat nun eine Studie
untersucht. In dieser gaben deutsche Hausärzte Auskunft zu ihrer
Ernährung und ihrem Nikotin- und Alkoholkonsum und berichteten darüber,
wie oft sie Sport treiben und in welchen Abständen sie sich selbst
ärztlich untersuchen lassen.

Die Umfrage
ergab, dass Hausärzte und Hausärztinnen nicht wesentlich gesünder leben
als Berufsgruppen mit einer ähnlichen Arbeitsbelastung wie
beispielsweise Rechtsanwälte. Dennoch lässt die Studie erkennen, dass
Allgemeinmediziner sich zumindest besser ernähren als Juristen und
genauer auf ihr Körpergewicht achten. Zudem nehmen sie häufiger
Krebsfrüherkennungsuntersuchungen in Anspruch.

"Das
Gesundheitsverhalten der befragten Allgemeinmediziner ist dennoch
keinesfalls optimal", betont Petra Kaiser vom Institut für
Allgemeinmedizin der Universität Marburg. "Um Patientinnen und
Patienten effektiv beraten zu können, müssen Hausärztinnen und
Hausärzte jedoch eine Vorbildfunktion übernehmen und sollten daher ihr
eigenes Gesundheitsverhalten kritisch überdenken."

Zudem
müsste aber auch die Präventionsmedizin einen höheren Stellenwert in
der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung bekommen als bisher und
die Beratungsgespräche in der Praxis angemessen vergütet werden. Denn
nur so kann ein Anreiz für Hausärztinnen und Hausärzte geschaffen
werden, auch ihre Patienten zu einem besseren Gesundheitsverhalten zu
animieren.


WANC 18.11.05
Quelle:
P. Kaiser et al.: Hausärztinnen und Hausärzte als Gesundheitsvorbilder?
Ein Vergleich des Gesundheitsverhaltens von HausärztInnen und
RechtsanwältInnen. ZFA – Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2005; 81
(10): 419-422





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/18_11_gesundheitsverhalten.php
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