Arbeitslose sind häufiger krank als Menschen mit Job
> Wer arbeitslos ist, wird davon krank
Arbeitslosigkeit und Krankheit hängen
oft zusammen. Fast jeder dritte Arbeitslose hat gesundheitliche
Probleme, die die Vermittlung einschränken. Und: Arbeitslose werden
häufiger krank als Menschen mit einem Job. Das muss anders werden,
fordern Wissenschaftler. In einer neuen Studie kommen sie zu der
Erkenntnis, dass Gesundheitsmaßnahmen für Arbeitslose her müssen.
Wer arbeitslos ist und gesundheitlich eingeschränkt, hat wenig Chancen,
einen Job zu finden. Und je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto
schlechter geht es einem. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müssen
Gesundheits- und Arbeitsförderung besser verzahnt und die Krankenkassen
und Arbeitsagenturen wirksamer zusammenarbeiten, schlagen die
Wissenschaftler Renate Büttner und Oliver Schweer vom Institut Arbeit
und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einem
aktuellen Report vor. Gesetzlich verankert sind gesundheitsbezogene Aspekte in der
Arbeitsförderung bislang nicht. Modellprojekte wie die
NRW-Landesinitiative „JobFit Regional“ sowie „AmigA – Arbeitsförderung
mit gesundheitlicher Ausrichtung“ in Brandenburg haben jedoch gezeigt,
welchen Erfolg sportliche Aktivitäten, Gesundheits- und
Ernährungsberatung oder Kurse zum Umgang mit Stress und psychosozialen
Beschwerden haben: Die Beschäftigungsfähigkeit war höher, die
Arbeitslosen brachen weniger Maßnahmen ab und meldeten sich seltener
krank. Bei älteren Langzeitarbeitslosen allerdings, so haben
IAQ-Untersuchungen ergeben, reichen Gesundheitsangebote allein nicht
aus. Wichtig ist vielmehr ein individueller Eingliederungsplan wie im
Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in
den Regionen“. Dieses Konzept hat anscheinend Erfolg: Der Förderansatz
ist ganzheitlich und genau auf den Betroffenen zugeschnitten, die
Betreuung sehr viel intensiver, und es wird mit Krankenkassen
kooperiert. Dass mit Blick auf eine „arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung“
mehr passieren muss, sei auch der Bundesagentur für Arbeit bewusst,
sagen die IAQ-Wissenschaftler, die Perspektive 50plus wissenschaftlich
begleitet haben. Büttner und Schweer raten, die ärztlichen und
psychologischen Fachdienste der Arbeitsagenturen stärker einzubeziehen
– nicht nur prüfend, sondern auch präventiv und fördernd. Notwendig sei darüber hinaus, die Fallmanager und Arbeitsvermittler so
zu sensibilisieren, dass sie gesundheitliche und insbesondere
psychische Erkrankungen ihrer Kunden erkennen. „Um das Thema
Gesundheitsorientierung nachhaltig zu verankern, bedarf es zudem einer
ressortübergreifenden Vernetzung“, sagt Oliver Schweer. „Auf zentraler
Ebene hat dieser Prozess zwischen Akteuren der Arbeitsförderung und des
Gesundheitswesens begonnen. Jetzt geht es darum, ihn zu verstetigen und
auf lokaler Ebene fortzuführen.“ „In der Arbeitsmarktpolitik steckt bereits gesundheitsförderndes
Potenzial. Dies auszubauen ist das eine, es im Gesetz zu benennen das
andere, was erforderlich ist“, ergänzt Renate Büttner. „Außerdem
sollten Gesundheitsmaßnahmen nicht nur Hartz IV-Beziehern, sondern auch
Empfängern von Arbeitslosengeld I zugänglich gemacht werden.“ 11.03.2011/ Quelle: Universität Duisburg-Essen
 
 
 
 
 
 
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