Mobiltelefon
Mobil Telefonieren: Laut heutigem Erkenntnisstand keine gesundheitliche Gefährdung (Foto: pte)
> Mobilfunk: Gesundheitliches Risiko doch gering?

Hat das Handy mit seinen hochfrequenten
elektromagnetischen Feldern nun Einfluss auf unsere Gesundheit –
oder nicht? Experten kamen auf einem Workshop zu dem Ergebnis, dass
die Datenlage sehr unterschiedlich ist. Damit falle eine Bewertung
schwer. Dass es aber biologische Effekte gibt, das scheint klar zu
sein. Ob die allerdings die Gesundheit gefährden? Die meisten
Experten sagen trotz der nicht gesicherten Datenlage Nein. Wobei das
Risiko anscheinend von der Häufigkeit und der Dauer der Nutzung
des Handys abhängt.


Zum Problem Handy und Gesundheit liegen
eine Fülle von Ergebnissen auf hohem wissenschaftlichen Niveau
vor, meinen die Experten. Sie bemängeln aber, dass die Datenlage
dennoch uneinheitlich ist. Das Problem: Da Menschen so
unterschiedlich sind, gebe es keinen Basiswert als absolute
Bezugsgröße für die Beurteilung von Veränderungen.
Hinzukomme, dass unterschiedliche Ausrichtungen und
Untersuchungsmethoden der Forschungsprojekte die Vergleichbarkeit der
Befunde erschwerten.



Festgestellt wurden Hinweise auf
„kleine biologische Effekte“. Sie hätten aber keine
spürbaren Auswirkungen für den Menschen und es wird ihnen
keine gesundheitliche Relevanz beigemessen – so das Urteil der
Experten.



Die von der EU geförderte
sogenannte "Interphone"-Projekt zu Hirntumoren ist das
bisher weltweit größte Mobilfunk-Forschungsvorhaben, an
dem 13 Länder beteiligt sind. Erste Ergebnisse zeigen laut
Dr. Maria Blettner, Direktorin des Instituts für Medizinische
Biometrie, Epidemiologie und Informatik am Klinikum der Johannes
Gutenberg-Universität in Mainz, „keine relevanten Erhöhungen
für Hirntumore nach der Telefonnutzung“. Bei der getrennten
Betrachtung der längerfristigen Nutzer (über zehn Jahre
Handynutzung) eine Erhöhung. Diese sei aber „statistisch nicht
signifikant“. Allerdings räumt Blettner ein „sind diese
Ergebnisse von Interphone erst dann wirklich aussagekräftig,
wenn sie in ihrer Gesamtheit analysiert und ausgewertet sind.“



Hinweise auf eine erhöhte
Empfindlichkeit des kindlichen Organismus durch Mobilfunk gibt es
keine, sagt Prof. Dr. Jürgen Kiefer, Leiter der Arbeitsgruppe
„Mobilfunk und Kinder“ der deutschen Strahlenschutzkommission. Er
räumt aber ein, „dass es keine speziellen Studien zu Mobilfunk
und Kindern gibt.“



Wird das Abwehrsystem des Körpers
durch hochfrequente elektromagnetische
Felder (EMF) beeinträchtigt? Dr. Helga Tuschl, ehem.
Austrian Research Centers, Seibersdorf, berichtet, dass sich „keine
Wirkungen von GSM-
oder UMTS
modulierter Felder auf die Aktivität von Killerzellen und auf
die Produktion von Zytokinen (spez. Botenstoffe des Immunsystems)
registrieren ließen“. Anhand dieser Untersuchungen konnte
kein gesundheitlich relevanter, über das Immunsystem
manifestierter Effekt hochfrequenter elektromagnetischer Felder
nachgewiesen werden.



Wird das Erbgut geschädigt? Ganz
auszuschließen ist das wohl nicht. Prof. Dr. Günter Obe,
ehem. Universität Duisburg-Essen kritisierte manch öffentlich
diskutierte Studie, weil etwa Temperatureffekte nicht ausgeschlossen
werden können, oder notwendige Kontrollen nicht durchgeführt
wurden. „Wenn hochfrequente EMF tatsächlich eine mutagene
Wirkung haben sollten, dann dürften die Effekte bestenfalls
äußerst gering sein, was an die Versuchsdurchführung
und Auswertung der Ergebnisse hohe Anforderungen stellt. Die
Durchführung und Publikation stets ähnlicher Untersuchungen
dürfte zu keinen neuen Erkenntnissen führen.“



Aus biophysikalischer Sicht spiele nur
die Erwärmung mit all ihren biologischen Folgen eine Rolle,
meinte Prof. Dr. Roland Glaser; Humboldt Universität zu Berlin,
Institut für Biologie-Experimentelle Biophysik. „Die
gefundenen Effekte sind Alltagseffekte. Sie treten sonst auch auf und
geben keinen Anlass zur Sorge um gesundheitliche Schäden. Das
ist so, als ob ich in die Sonne oder unter eine heiße Dusche
gehe.“



Und was lernt der unbedarfte Bürger
daraus? Leider nicht so viel. Denn alle Experten betonen immer
wieder, dass das den heutigen Erkenntnisstand wiedergebe. Aha. Das
lässt Hintertüren offen und eröffnet Fragen: Wurde
richtig gesucht? Wurde mit den richtigen Mitteln gesucht? Reichen die
Mittel aus? Irgendwie beschleicht einen das Gefühl, immer nur
die halbe Wahrheit zu hören zu bekommen.



WANC 07.12.2007

 
 
 
 
 
 
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