Angst vor Krankheitskeimen: Schädlingsbekämpfung in Flugzeugkabine und Cockpit (Foto: Lufthansa)
> Weniger Gift in Flugzeugen

Auf einigen interkontinentalen Flugrouten werden während des Fluges durch die Besatzung Schädlingsbekämpfungsmittel versprüht. Dieses so genannte „in-flight spraying“ soll verhindern, dass über das Flugzeug Insekten eingeschleppt werden, die Krankheitserreger übertragen können. Ein neues Verfahren soll die Belastung der Reisenden und der Crew vermindern.


Durch den Fernreiseverkehr steigt das Risiko, dass durch Insekten bestimmte Krankheitskeime wie die Erreger der Malaria, des Gelb- oder des Dengue-Fiebers aus den Tropen in andere Regionen der Erde verschleppt werden. Ein Beispiel sind Fälle der so genannten Flughafen-Malaria in Europa und den USA. Um dieses Risiko einer weltweiten Verbreitung solcher bisher hauptsächlich in tropischen Regionen beheimateten Erkrankungen einzudämmen, ist auf bestimmten Flugrouten eine Bekämpfung von Insekten im Flugzeug notwendig.

Einige Staaten schreiben diese als Flugzeugdesinsektion bezeichnete Schädlingsbekämpfung in der Flugzeugkabine und im Cockpit vor. Besatzung und Passagiere sind dabei einer regelrechten „Insektizid-Dusche“ ausgesetzt. Grundlage dieser Vorschrift ist eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).


Das BfR warnt schon lange, dass diese als „in-flight spraying“ bekannte Art der Bekämpfung krankheitsübertragender Insekten im Flugzeug gesundheitlich bedenklich ist. „Diese Methode birgt gesundheitliche Risiken für Passagiere und Besatzung“, erläutert der Präsident des Bundesinstitut für Risikobewerbtung (BfR), Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. 

Verwendet werden beim in-flight spraying Schädlingsbekämpfungsmittel, die Pyrethrum und Pyrethroide als Wirkstoffe enthalten. Beide wirken auf das Nervensystem. Passagiere und Crew können diese Stoffe über die Haut und über die Atemwege unter ungünstigen Umständen in solchen Mengen aufnehmen, dass die Gesundheit beeinträchtigt wird.


In einem Forschungsprojekt hat das BfR in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt, dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin und der Deutschen Lufthansa ein Desinsektions-Verfahren entwickelt und erprobt, das eine wirkungsvolle Bekämpfung von Insekten im Flugzeug vor dem Zusteigen von Besatzung und Passagieren erlaubt. Bei dieser „Preembarkations-Methode“ werden Schädlingsbekämpfungsmittel mit einem kurzzeitig aktiven Wirkstoff in relativ hoher Konzentration bei leerer Kabine und unbesetztem Cockpit von einer Fachkraft versprüht. Die Passagiere und die Besatzung betreten das Flugzeug erst, wenn die Konzentration in der Luft so niedrig ist, dass kein Risiko für die Gesundheit zu befürchten ist.

Insekten, die sich im Flugzeug befinden, werden auf diese Weise zu 100 Prozent abgetötet. Auch Insekten, die beim anschließenden Boarding mit den Passagieren an Bord gelangen können, werden beseitigt, da sich die Wirkstoffe auf Flächen, die Ihnen als Rast und Ruheplätze dienen, niederschlagen und über mehrere Stunden als Kontaktinsektizid wirken.


„Das neue Verfahren ist schnell und wirksam. Die Belastung der Passagiere ist dabei so gering, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten sind,“ erläutert Dr. Klaus Erich Appel, stellvertretender Leiter des Zentrums für experimentelle Toxikologie im BfR und Leiter des Projekts. Die Standzeiten der Flugzeuge verlängern sich bei einer Desinsektion nach dem neuen Verfahren nur unwesentlich.


Einige Fluggesellschaften beabsichtigen, in Kürze die neue Preembarkations-Methode auf Flugrouten einzusetzen, auf denen bisher das in-flight spraying praktiziert wurde. Außerdem wurden die Forschungsergebnisse den zuständigen Gremien der Weltgesundheitsorganisation vorgelegt. Es ist angestrebt, die neue Methode in den Katalog der WHO-Empfehlungen zur Flugzeugdesinsektion aufzunehmen.

WANC 06.07.05

 
 
 
 
 
 
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