Ärztliche Ratschläge: Die meisten verstehen sie nicht

Eine britische Studie brachte an den Tag, dass viele Patienten ärztliche Ratschläge nicht verstehen. Dabei geht es zum einen um die Informationen auf Beipackzetteln, aber auch um die Erklärungen der Ärzte. Meist begreifen Patienten nicht einmal grundlegende Informationen - unabhängig von ihrer sozialen Schicht.

Zu einem erschütternden Ergebnis kommt der britische National Consumer Council NCC: Millionen Briten verstehen nicht einmal einfachste ärztliche Ratschläge. Ein Test an 2.000 Konsumenten brachte dieses Ergebnis. Der NCC fordert sofortige Maßnahmen, eine davon wäre eine klare und einfach verständliche Sprache auf den Medikamentenbeipackzetteln.

Jeder fünfte Befragte, damit sind das sieben Mio. Briten, hatte Probleme, die Gesundheitsinformationen auch auf Flugblättern zu verstehen. Die 2.000 Testpersonen kamen aus allen sozialen Schichten. Auch in der höchsten sozialen Schicht waren 12 Prozent ahnungslos, gaben jedoch an, bei Unklarheiten eher den Arzt zu fragen. Der NCC berichtet, dass viele Menschen aus Furcht und Angst auf Hilfe verzichteten und gar nicht auf die Idee kamen, einen Mediziner um Rat zu fragen. Kritik wurde allerdings auch an den Ärzten geübt, die Barrieren aufbauen und damit eventuelle Fragen von Patienten bereits im Keim ersticken.

Das Untersuchungsergebnis mache klar, dass unbedingt gehandelt werden müsse, meinte Ed Mayo, NCC-CEO. Zu den dringlichsten Anforderungen zähle etwa ein verbessertes Verhältnis zwischen Medizinern und Patienten. Patienten hätten vielfach bemängelt, dass Ärzte keine Zeit für ihre Anliegen haben. Zusätzlich sollten auch zunehmend mehrsprachige Ärzte beschäftigt werden, um auf Sorgen und Nöte von Einwanderern eingehen zu können. Eine Verbesserung der Situation sei im Sinne der Erhaltung der Volksgesundheit jedenfalls extrem wichtig. "Eine echte Auswahl von verschiedenen Therapien kann nur passieren, wenn der Patient auch darüber informiert ist und seine Leiden versteht", so Simon Fradd, Vorsitzender der Gruppe "Development Patient Partnership". Gefordert wird auch eine bessere Gesundheitserziehung in Schulen.

Auch in Deutschland ist die Situation nicht besser. So berichten Dr. med. Markus Kirchgeorg und Prof. Dr. med. Stefan Endres im
hessischen Ärzteblatt, dass 25% der Patietnen nach dem Arztbesuch noch Fragen hätten. Dr. Erich Kasten (Das ärztliche Gespräch) beschreibt die Situation beim Ärztgespräch so: 40% der Patienten beklagen zu viele Fachausdrücke, 31% zu wenig Zeit für den Patienten und 28% zu wenig Informationen über Krankheiten.

Wie das ein Betroffener erlebt, schildert das
KrebsNetzwerk: "Nach der rektalen Palpation, die ich soeben vorgenommen habe, muß ich Ihnen mitteilen, dass bei Ihnen der Verdacht auf ein Prostatakarzinom besteht. Jetzt werde ich Ihr PSA ermitteln lassen und dann sollten Sie sich biopsieren lassen und falls der Pathologen das Resultat positiv diagnostiziert, werden Sie um eine radikale Prostatektomie nicht umhinkommen."  In diesem Kauderwelsch redete mein Urologe auf mich ein und da stand ich Armer nun und hatte die furchtbare Ahnung, dass ich Krebs hatte; aber verstehen konnte ich den 'Halbgott in Weiß' in allen wesentlichen Punkten nicht."

WANC 05.08.04/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/05_08_aerzte.php
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