Gynäkologen: Vermehrt Genitalverstümmelungen in der Praxis

Deutsche
Gynäkologen sehen sich zunehmend mit Genitalverstümmelungen
konfrontiert. Neben der medizinischen bedeutet das eine behutsame
psychologische Betreuung.

Pro
Tag werden weltweit etwa 6.000 Mädchen beschnitten. Klitoris und
Schamlippen werden ihnen zwischen dem vierten und achten Lebensjahr
teilweise oder ganz entfernt. In extremen Fällen verengt und vernäht
die Beschneiderin sogar die Vaginalöffnung.

Durch die
zunehmende Zahl an Migrantinnen sehen sich auch in Deutschland immer
mehr Mediziner mit dem Thema konfrontiert. Die Hilfsorganisation Terre
des Femmes geht davon aus, dass in Deutschland mindestens 24.000
Mädchen und Frauen beschnitten sind. Die Folgen für Körper und
Seele der Betroffenen sind schwerwiegend.

Eine Umfrage unter
deutschen Gynäkologen ergab, dass 43 Prozent bereits eine
genitalverstümmelte Frau in ihrer Praxis behandelt haben. berichtet die
Fachzeitschrift „Via medici“. Ein Drittel betreute eine
beschnittene Frau bei der Geburt.

Die Untersuchung, die
UNICEF, Terre des Femmes und der Berufsverband der Frauenärzte
gemeinsam durchführten, zeigte darüber hinaus, dass der
Weiterbildungsbedarf zur so genannten Female Genital Mutilation (FGM)
groß ist. Fast 90 Prozent der befragten Ärzte sprachen sich dafür aus,
dass vermehrt Fortbildungsveranstaltungen zu diesem Thema angeboten
werden sollten. „Während meines Medizinstudiums wurde uns nichts über
Genitalverstümmelung beigebracht“, erklärt Dr. Sabine Müller.

Heute
betreut die Frauenärztin vor allem Migrantinnen aus Afrika und sieht
etwa fünf bis zehn Frauen im Monat, die beschnitten sind. Neben der
Behandlung von Abszessen und Verwachsungen spielt die psychologische
Betreuung eine entscheidende Rolle. Behutsam und vorsichtig mit den
Frauen umzugehen, sei in dieser Situation noch wichtiger als ohnehin in
der Gynäkologie.


WANC 02.11.05
Quelle: Dr. Felicitas Witte: Brennpunkt Genitalverstümmelung – Schnitt in Leib und Seele Via medici 4/2005: 22-28





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/02_11_genitalverstuemmelung.php
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