Weitere Krankenkassen wollen Bonus-Tarife anbieten

Nach dem Vorstoß der Techniker Krankenkasse (TK)
wollen auch andere gesetzlichen Krankenkassen ihren
Versicherten eigene Bonus-Tarife anbieten. Die Pläne
stoßen allerdings in der Regierungskoalition auf ein
geteiltes Echo.


Die beiden größten Ersatzkassen, die Barmer Ersatzkasse und
die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK), planen Rabatte
für Gesundheitsbewusste. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen
(AOK) erproben in einzelnen Regionen bereits Modelle mit
Beitragsnachlässen. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD)
macht sich zudem für einen Hausarzt-Tarife stark. Versicherte,
die immer zuerst zum Hausarzt gehen, sollen weniger zu
Arzneien und Klinikaufenthalten zuzahlen.

Als Vorreiter wird zunächst die TK zum Jahreswechsel ihren neuen
Billig-Tarif starten. Dabei erhalten Versicherte einen
Beitragsrabatt von maximal 240 Euro im Jahr, die gar nicht oder nur
selten zum Arzt gehen. Auf Drängen von Schmidt musste die TK
das Angebot aber auf Mitglieder beschränken, die mehr als
3825 Euro im Monat verdienen.

Die Barmer will Versicherten einen Beitragsnachlass gewähren, die
nachweislich etwas für ihre Gesundheit tun. Als Beispiele nannte
eine Sprecherin Versicherte, die sich bewegen, gesund ernähren
oder mit dem Rauchen aufhören. Ein konkretes Modell will die
Barmer aber erst im Frühjahr vorlegen. Was mit Versicherten ist,
die sich schon immer gesundheitsbewusst verhalten, blieb unklar.

Auch die DAK plant einen Bonus-Tarife für Gesundheitsbewusste.
"Wir denken dabei an ähnliche Vorsorgebereiche wie die Barmer",
sagte der Sprecher der zweitgrößten Krankenkasse, Rolf Mentzel.
"Es gibt dabei allerdings noch viele offene Fragen." Dabei gehe es
auch darum, wie die Teilnehmer verlässlich kontrolliert werden
könnten. "Außerdem dürfen jene nicht benachteiligt werden, die
immer schon gesund gelebt haben."

Auch Gesundheitsministerin Schmidt will sich bei der geplanten
Strukturreform für Vorsorge- und Hausarzt-Tarife einsetzen. Denkbar
sei, dass Patienten, die zuerst ihren Hausarzt aufsuchen, weniger
für Arzneien oder Klinikaufenthalten zuzahlen müssten. Es dürfe
aber nicht zu einer «Zweiklassenmedizin» kommen, betonte
Ministeriumssprecher Klaus Vater.

Die gesetzlichen Kassen könnten Bonus-Modelle eigentlich schon
seit längerem in Modellversuchen erproben. Bisher hatten sie aber
kaum Interesse. Nach Angaben des Ministeriums testet die AOK in
Niedersachsen in etwa 30 Betrieben einen Bonus-Tarif für
Gesundheitsvorsorge. Die Firmen und ihre Beschäftigten bekommen
einen Beitragsrabatt, wenn sie nachweisen, dass sie
Gesundheitsrisiken verringern.

Die Bonus-Pläne stoßen auf ein geteiltes Echo. Das Modell der
Barmer "gefällt mir zwar besser als das der Techniker
Krankenkasse. Aber bei den Beiträgen müssen alle Versicherten
gleich behandelt werden", sagte die stellvertretende
SPD-Fraktionsvorsitzende Gudrun Schaich-Walch. Das
Modell dürfe nicht dazu führen, dass ehemalige Raucher weniger
Beiträge zahlten als «die ewigen Nichtraucher».

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Birgitt Bender,
begrüßte die Pläne der Barmer. «Das ist eine gute Sache. Die
Versicherten tun sich selbst etwas Gutes, und der Gemeinschaft
auch.» Der wichtigste Berater von Schmidt, der Kölner
Gesundheitsökonom Karl Lauterbach, lobte das Barmer-Modell und
forderte gesetzliche Grundlagen. Die Rabatte sollten aber nur ein
Jahr gewährt werden. Danach sollten ehemalige Raucher wieder die
alten Tarife zahlen.
WANC 08.01.03





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/910_bonustarife.php
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