GKV-Patienten beim Arzt: Bitte warten

Gesetzlich versicherte
Patienten warten beim Arzt deutlich länger auf einen Termin als
Privatversicherte. Und dass, auch wenn sie akute Beschwerden haben.
Die von Politikern und Ärzten immer vehement bestrittene
Zwei-Klassen-Medizin ist längst Realität.


Wer beim Arzt als Patient wegen „akuter
Beschwerden“ um einen Termin bittet muss warten. Eine Studie des
Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zu den Wartezeiten von
gesetzlich und privat Versicherten auf einen Arzttermin
zeigt, dass PKV-Versicherte durchgängig weniger lange auf einen
Arzttermin warten mussten als die Versicherten gesetzlicher
Krankenkassen. Bei akuten Beschwerden bekam ein Viertel der
GKV-Patienten sofort einen Termin (23,4 Prozent), bei
Privatversicherten liegt die entsprechende Quote deutlich höher
(31,6 Prozent). Ein Viertel der gesetzlich Versicherten musste –
trotz Beschwerden – mehr als zwei Wochen auf einen Termin warten
(25,3 Prozent). Bei PKV-Patienten ist der Anteil dagegen sehr gering
(7,8 Prozent).



Der WIdO-monitor-Befragung hat die
Wartezeiten nach einzelnen Arztgruppen ausgewertet. So sind
Privatversicherte beispielsweise beim Zugang zu niedergelassenen
Ärzten privilegiert. So zeigen die Angaben zur Wartezeit bei
Allgemeinärzten beziehungsweise Internisten, dass nahezu jeder
zweite PKV-Versicherte mit akuten Beschwerden (49,1 Prozent) umgehend
oder nach einem Tag einen Termin bekam. Bei GKV-Versicherten waren
dies nur 37,7 Prozent; 5,6 Prozent von ihnen beklagten gar, dass sie
auf vier Wochen Wartezeit vertröstet wurden.



Beim Orthopäden bekommen 43,3
Prozent der Privatpatienten mit akuten Beschwerden sofort oder am
nächsten Tag einen Termin, während dies bei Kassenpatienten
nur 26,2 Prozent waren. Von ihnen mussten 17,3 Prozent – trotz der
Angabe von Beschwerden – sogar länger als vier Wochen warten,
bei PKV-Patienten waren es dagegen nur 2,4 Prozent.



Tendenziell sind ältere Patienten
schlechter gestellt als jüngere. Und wieder gibt es auch hier
deutliche Unterschiede zwischen GKV und PKV: Ältere gesetzlich
Versicherte mit akuten Beschwerden müssen in einem deutlich
höheren Maße längere Wartezeiten akzeptieren als
Patienten gleichen Alters, die privat krankenversichert sind. Jeder
siebte GKV-Patient (13,2 Prozent) hat gar mehr als vier Wochen
Wartezeit in Kauf nehmen müssen, bei den Privatversicherten sind
es lediglich 1,4 Prozent.



Zu
den Zahlen sagte ein Vertreter der Ärzte, dass es für GKV-
und Privatpatienten Unterschiede beim Service gebe. Zu vergleichen
sei das mit einer Fahrt mit der Bundesbahn, da könne man auch in
der 1. und 2. Klasse reisen, aber zum Ziel kämen beide. Mit
Zwei-Klassen-Medizin habe das aber nichts zu tun.



Patienten
wissen das besser. Die Erfahrungen zeigen, dass GKV-Patienten nicht
nur länger auf einen Termin warten müssen. Sie erhalten oft
auch nicht die neuesten Therapien und Medikamente, die
Privatpatienten aber sehr wohl erhalten. Auch wenn es Politiker und
Ärzte vehement abstreiten: Die Zwei-Klassen-Medizin ist längst
Realtität.



WANC 22.02.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/22_02_gkv_wartezeiten.php
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