Krankenkassen-Karte: Milliardenbetrug

Die Chipkarte einer
Krankenkasse kann man an Bahnhöfen für ein paar Euro
kaufen, sie einfach fälschen oder von Hand zu Hand weitergeben –
der Betrug mit diesen Versichertenkarten ist kinderleicht. Betrüger
ergaunern sich mit diesem Blanko-Scheck nicht nur medizinische
Leistungen und Medikamente, sondern auch Geld. Chiptouris,
Wanderkarten, Chipkarten-Sharing oder Drogenbeschaffung per Rezept -
alles bestens bekannt.


Bereits vor fünf Jahren
ging die KVB mit einer Untersuchung an die Öffentlichkeit.
Damals mahnte sie, dass der Schaden bei rund eine Milliarde Euro im
Jahr liegt. Erhoben hatte diese Zahlen die Kassenärztliche
Vereinigung Bayerns. Die Ärztevertretung hatte auch
herausgefunden, dass die Täterprofile vielfältig sind. Sie
reichen von illegal in Deutschland lebenden Ausländern, die sich
wandernder Karten bedienen, über Drogen- und
Medikamentenabhängige bis zu Privatversicherten, die nicht auf
die Rückerstattung ihrer Beiträge verzichten wollen.



Schon damals wurden das
Bundesgesundheitsministerium und die Kassen alarmiert. Aber viel
passiert ist bis heute nicht. Weder setzten die Kassen Fotos auf die
Chipkarten. Und nur wenige setzen eine spezielle Software ein, mit
der gestohlene, ungültige oder gefälschte Karten online
erkannt und gesperrt werden können.



Wird eine Karte verloren
gemeldet, gibt es nach Recherchen des ZDF-Magazins „Mona Lisa“
gleich eine neue per Post, ohne dass der Empfang bestätigt
werden muss. Stirbt ein Versicherungsnehmer oder wird die Kasse
gewechselt, wird seine Karte nicht etwa eingezogen, sondern kann
weiter benutzt werden, ohne dass es jemand bemerkt. Mehr als zwei
Millionen Karten mit unrechtmäßigen Besitzern sollen im
Umlauf sein.



Gesundheitspolitiker wie
Kassen verweisen auf die neue Gesundheitskarte, die gerade erst in
die ersten Tests gegangen ist. Wann sie tatsächlich bundesweit
ausgegeben wird, steht noch in den Sternen. Den Schaden tragen so
lange die Versicherten.



WANC 16.02.07 Weitere Informationen in der
Sendung "ML Mona Lisa" am Sonntag, 18. Februar, 18.00 Uhr.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/16_02_chipkartenbetrug.php
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