Rabattverträge verunsichern Patienten

Seit Krankenkassen mit den
Arzneimittelherstellern Rabatte aushandeln dürfen, erhalten viele
Patienten beim Apotheker nicht mehr die gewohnten Pillen. Eine Umfrage
unter Herzpatienten ergab, dass dies viele Patienten verwirrt und
verunsichert und manchmal zu Einnahmefehlern führt.
Seit der Gesundheitsreform 2007, offiziell heißt sie
"GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz", dürfen die gesetzlichen
Krankenversicherungen (GKV) mit den Pharmafirmen Rabattverträge
abschließen. Sie sehen vor, dass die Patienten ein bestimmtes
Medikament zu einem für die Kasse besonders günstigen Preis erhalten.
Die Bedingung ist, dass Medikamente anderer Hersteller mit dem gleichen
Wirkstoff nach Möglichkeit nicht mehr verordnet werden. Für den Kassenpatienten kann dies bedeuten, dass sein Medikament
plötzlich einen anderen Namen hat, wobei der Wirkstoff der gleiche
geblieben ist. Häufig ändert sich aber nicht nur die Packung, sondern
auch Form, Größe und Farbe der Tablette. Selbst eine vormals vorhandene
Kerbe zur leichteren Teilbarkeit kann fehlen. Diese Erfahrungen machten
im ersten Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes viele Patienten. Eine Umfrage der Uniklinik Heidelberg unter Herzpatienten zeigte: Mehr
als die Hälfte der Patienten hatte erlebt, dass sich die
Medikamentenpackung und sein Inhalt verändert hatten. Jeder zweite
fühlte sich durch diese Veränderungen verunsichert, jeder fünfte
beschrieb sogar unerwünschte Wirkungen. Die Patienten klagten über eine
schlechtere Verträglichkeit, in Einzelfällen über Allergien. Studienleiter Dr. Rüdiger Leutgeb hält diese Angaben für glaubhaft. Es
sei bekannt, dass Press- oder andere Hilfsstoffe die Verträglichkeit
von Medikamenten verändern können, auch wenn die Wirkstoffe dieselben
sind. Das Ausmaß der Nebenwirkung wurde allerdings in der Studie nicht
erfasst. Unklar ist auch, ob einzelne Patienten die Therapie deswegen
abgebrochen haben. Jeder fünfte Patient berichtete, dass der Wechsel Probleme bei der
Vorbereitung der Einnahme bereitet habe. Einige hätten ihre Tabletten
nach der Entnahme aus der Packung nicht mehr erkannt, andere meinten,
es sei sogar zu Verwechslungen gekommen. Die meisten wandten sich
schließlich an ihren Arzt oder Apotheker. WANC 12.02.09, Quelle: R. Leutgeb et al.: Krankenkassen-Rabattverträge:
Probleme und Risiken für den Hausarzt bei der Betreuung chronisch
kranker Patienten. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134
(5): S. 181-186





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/12_02_rabattvertraege.php
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