Geldbeutel mit Scheinen
Kassenbeiträge: Erneute Erhöhung wird vorausgesagt
> Krankenkassen: Es wird wieder teurer

Die Beiträge der gesetzlichen
Krankenkassen werden steigen. Das sagen die Chefs der Kassen nicht
mal leise unter der Hand, sondern laut und öffentlich. Und eine
Studie bestätigt den Trend. Die Gesundheitsreform, die das
eigentlich verhindern sollte, hält ihr Versprechen nicht.


Der Vorstandsvorsitzende der Barmer
Ersatzkasse Johannes Vöcking hält einen bundesweit
einheitlichen Beitragssatz von 15,5 Prozent für das Jahr 2009
für durchaus plausibel, sagte er der „Süddeutschen
Zeitung“. Und Norbert Klusen von der Techniker Krankenkasse sowie
Ingo Kailuweit von der Kaufmännischen Krankenkasse sehen das in
der „Passauer Neue Presse“ und „Bild“-Zeitung ganz ähnlich.



Der Versicherte reibt sich die Augen
und staunt. Sollte die Gesundheitsreform die Beiträge nicht
stabilisieren? Und versichert das Bundesgesundheitsministerium nicht
ständig, dass die Reform wirke? Und nun wird ihm doch wieder in
die Tasche gegriffen.



Dass das so kommen wird, sagt auch eine
vom Institut für Gesundheitsökonomik München (IfG) im
Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellte
Studie. Demnach werden für über 44 Millionen
Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen und damit knapp 90 Prozent
aller Beitragszahler die Beiträge 2008 teilweise empfindlich
steigen.



Auf einzelne GKV-Versicherte kommen
Beitragserhöhungen von bis zu 700 Euro pro Jahr zu. So springt
beispielsweise für die 530 000 Mitglieder der IKK
Sachsen der Beitragssatz von derzeit 12,7 Prozent auf dann
15,5 Prozent.



Verantwortlich für den Anstieg ist
die Mechanik des neuen Gesundheitsfonds, der ab 2009 eingeführt
wird. Während heute die Beitragssätze der 236 Kassen
zum Teil erheblich auseinander klaffen (von 12,2 bis 16,7 Prozent),
werden sie im Gesundheitsfonds auf einen einheitlichen Satz
festgelegt. Dieser Satz wird nach Berechnungen des Münchner
Instituts bei 15,5 Prozent liegen. Das entspricht einem Anstieg
von 0,7 Prozentpunkten im Vergleich zum heutigen
durchschnittlichen Beitragssatz.



Gründe für den Anstieg sind
steigende Kosten im Gesundheitsbereich und das Prinzip des neuen
Fonds. „Es liegt im Interesse der Kassen, im Jahr 2008 höhere
Ausgaben zu haben, da der Gesundheitsfond 2009 in seiner
Mittelzuweisung vom Ausgabenniveau 2008 startet. So können die
Kassen 2009 zusätzliche Monatsprämien von ihren
Versicherten vermeiden“, sagt Prof. Günter Neubauer, Direktor
des IfG.



Die Politik tut überrascht und
verständnislos. So hält Wolfgang Zöller,
Gesundheitsexperte in der CDU/CSU, die Berechnungen für völlig
unerklärlich. Und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU)
lehnt die Forderungen einiger gesetzlicher Krankenkassen nach einer
Erhöhung der Beitragssätze im nächsten Jahr ab. Er
könne die Krankenkassen nur vor ungerechtfertigten
Beitragssteigerungen warnen, sagte Glos dem „Handelsblatt“. „Wie
bei den Energieversorgern, die völlig ungerechtfertigt die
Strompreise angehoben haben, appelliere ich an die Krankenkassen:
Lasst die Tassen im Schrank!“, forderte Glos. Er sehe überhaupt
keinen Grund, warum die Krankenkassen höhere Beiträge
fordern, wenn ihre Einnahmen durch die wachsende Zahl an
Beitragszahlern weiter steigen.



Doch Marion Caspers-Merk, die
Parlamentarische Staatssekretärin des
Bundesgesundheitsministeriums, wollte im Morgenmagazin von ARD und
ZDF Beitragserhöhungen nicht ausschließen. Verantwortlich
seien die zunehmende Alterung der Bevölkerung, vermehrte
Inanspruchnahme von Leistungen und teure Medikamente. Begründungen,
die man inzwischen kennt. Aber die Gesundheitsreform war eigentlich
angetreten, um diese Einflüsse wissend, die Beiträge stabil
zu halten. Und anscheinend haben die Kassen im vergangenen Jahr ja
auch wesentlich mehr eingenommen als ausgegeben.



WANC 09.01.2008

 
 
 
 
 
 
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