Privat krankenversichert: Viele unzufrieden

Die derzeitige Bundesregierung hat den
Zwangs-Krankenversicherten den Umstieg in eine private Krankenkasse
erleichtert. Kritiker meinen, dass das der FDP und ihrer
Klientelpolitik geschuldet sei. Doch die, die den Umstieg gewagt haben,
sind anscheinend auch nicht nur  zufrieden. Und: Um steigende
Beiträge dürften die Versicherten in keinem der beiden Systeme herum
kommen.
Er ist einfacher geworden. Der Wechsel von der gesetzlichen (GKV) zur
privaten Krankenversicherung (PKV). Mitglieder der GKV können nach den
Beschlüssen der Bundesregierung bereits wechseln, wenn sie zuvor ein
Jahr lang 4125 Euro brutto verdient haben. Zuvor musste das Gehalt
diese Grenze zur Versicherungspflicht drei Jahre übersteigen. Es gibt
nicht wenige, die das als reine Klientelpolitik der
Nochregierungspartei FDP verstanden haben. Vor allem hat es auch die gesetzlichen Krankenkassen geärgert. Denn der
Wechsel lohnt sich vor allem für junge gesunde Arbeitnehmer, die in der
PKV oft deutlich weniger bezahlen als in der GKV. Jedenfalls am Anfang.
Und: Die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern wie in der GKV gibt
es in der PKV nicht. Kritiker meinen, dass dies alles zusammen das
Solidaritätsprinzip aushöle. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest sollte die
Unzufriedenheit der Versicherten offen legen. Dass der Auftraggeber der
Umfrage die Barmer GEK ist, lässt die Zielrichtung der Studie erahnen.
Im Ergebnis kommt die Studie zu dem Schluss, dass die private
Krankenversicherung von rund 20 Prozent der Versicherten als
„attraktiv“ oder „äußerst attraktiv“ erachtet wird. Allerdings fühlt
sich nur ein Drittel der privat Versicherten in der PKV gut aufgehoben.
11 Prozent der Befragten antworteten, dass sie „auf keinen Fall“ noch
einmal von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln
würden. Weitere 8 Prozent gaben an, dies „wahrscheinlich nicht“ zu tun. Ob das der Weisheit letzter Schluß ist? Die Hochschule für angewandte
Wissenschaft (HAW) in Ingolstadt kommt in ihrer repräsentativen Umfrage
bei jungen Beamte zu dem Ergebnis: 93 Prozent sind mit ihrer privaten
Versicherung “sehr” bzw. “eher zufrieden” - auch wenn sie bei einem
wiederholten Abschluss oder Wechsel im Vorfeld die Anbieter
ausführlicher vergleichen würden. Beamte stellen mit einem Anteil von
rund 50 Prozent die größte Gruppe der privat Versicherten. Ob nun die eine oder andere Umfrage nun wirklich belegen, dass die PKV
schlechter oder besser ist, mag dahin gestellt sein. Tatsache ist, dass
beide Systeme mit steigenden Kosten kämpfen. Daraus resultieren
steigende Beiträge in beiden Systemen. Etwa 15 Prozent der
PKV-Versicherten sind damit unzufrieden, bei den GKV-Versicherten sind
es nur halb so viele. Dass nur bestimmte Kosten übernommen werden, ärgert jeweils 10 Prozent
der PKV- und GKV-Kunden. 30 Prozent beurteilen das System der
Kostenerstattung als nachteilig. ist Die Hälfte der PKV-Versicherten
reklamiert es, weil sich Kosten und Leistungen nicht nachvollziehen
lassen. Kassenpatienten lehnen das Prinzip der Kostenerstattung
mehrheitlich ab, wünschen sich aber auch mehr Transparenz bei den
Ausgaben der Krankenkassen. Dass es bei den Beiträgen nicht nur für die GKV-Versicherten in Zukunft
immer teurer wird, prophezeite der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach
gegenüber der Fernsehsendung WISO.  Er erwartet eine
Beitragssteigerung von 100 Prozent in 12 Jahren. Wer heute noch 200 EUR
pro Monat für die private Krankenversicherung aufbringen müsse, würde
demzufolge 2023 bereits 400 EUR an die PKV überweisen, rechnete das
Magazin aus. Neben den bereits jetzt schon steigenden Kosten komme in
naher Zukunft der Umstand hinzu, dass die Versicherer Unisex-Tarife
anbieten müssen, was besonders für Männer zu finanziellen Einschnitten
führen wird. Für den Auftraggeber der neuen Studie sind die Ergebnisse der Studie
eindeutig einzuordnen: Die private Krankenversicherung sei ohne
staatliche Beihilfen nicht überlebensfähig und sollte daher “in ihrer
jetzigen Form abgeschafft werden“, so Unternehmenssprecher Athanasios
Drougias in der Frankfurter Rundschau. Diese könne sich dann immer noch
auf das Geschäft der Zusatzversicherung konzentrieren. Das passt dem Verband der privaten Krankenversicherung natürlich gar
nicht. Er kritisiert sogar immer wieder, dass privat Versicherte
finanziell überproportional an Gesundheitskosten beteiligt seien und
damit auch das gesetzliche System stütze. PKV-Verbandsvorsitzender
Reinhold Schulte spricht angesichts der Eigenverantwortung der
Patienten in der PKV von einem "nachhaltigen Prinzip der
Kapitaldeckung, das auch in den Nachwehen der Bankenkrise gut und
stabil funktioniert." 05.04.2011/ Quelle: Barmer-GEK, TNS Infratest, Finanzwirtschafter.de, Frankfurter Rundschau





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/05_04_gkv.php
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