Chipkarte
Chipkarte: Betrug verursacht jedes Jahr Milliarden Kosten (Foto: TK)
> Krankenversichertenkarte: Rasterprüfung gegen Betrug

Der Betrug mit ungültigen Krankenversichertenkarten kostet Milliarden - vor allem die Krankenkassen. Die setzen nun Methoden der Rasterfahndung ein, um Betrüger sowohl unter den Versicherten als auch unter Krankenhäusern, Ärzten und Apothekern zu entlarven.

Durch den Abrechnungsbetrug mit Krankenversichertenkarten entsteht in Deutschland jährlich ein Milliardenschaden, schätzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Das Problem: Bisher ließen sich die Chipkarten der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen nicht sperren, auch wenn diese inzwischen ungültig geworden waren. Seit zwölf Monaten setzt die Techniker Krankenkasse (TK) - bisher übrigens als einzige der großen Kassen - die so genannte Verax-Liste in über 100.000 Arzt- und Zahnarztpraxen ein und macht ungültige Karten damit unbrauchbar. Die Bilanz nach einem Jahr: Rund zwei Millionen Karten hat die TK bislang gesperrt und über 30 Millionen Euro eingespart.

"Mit der Verax-Liste wehren wir einen großen Teil der Missbrauchs- und Manipulationsversuche bereits im Vorfeld ab und können uns so darauf konzentrieren, gezielt nach schwarzen Schafen zu fahnden", sagt Frank Keller, Leiter der TK-Ermittlungsgruppe Abrechnungsmanipulation. Die Ermittler sind darauf spezialisiert, aus den Abrechnungen der Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser auch kleinste Auffälligkeiten aufzuspüren und wie bei einer Rasterfahndung Betrugsmuster aufzudecken. Ein Schwerpunkt ist dabei das TK-Abrechnungszentrum in Duisburg. Dort kommen alle Abrechnungen zusammen und werden archiviert. So lagern hier allein über 50 Millionen Rezepte in einem Sicherheitsarchiv und dienen als Beweismaterial-Fundus für spätere Verfahren.

"Vielen tausend Spuren gehen wir jährlich nach, um einige hundert schwarze Schafe ausfindig zu machen", beschreibt Keller die oft mühsame Detailarbeit der Ermittlungsgruppe. Außer Hinweisen von Versicherten und Ermittlungsbehörden setzt die TK auf eine eigens entwickelte Rasterprüfung, bei der große Datenmengen auf ungewöhnliche Ausschläge im Grundrauschen der Datenflüsse untersucht werden. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Ermittlungsbehörden und anderen Krankenkassen.

Die Ermittler verschiedener Ersatzkassen haben inzwischen regionale Aufklärungsgruppen gegründet. Dort vergleichen sie Fälle mit Anfangsverdacht und stimmen ihre jeweilige Ermittlungsstrategie miteinander ab. Ein Verfahren, das sich auch bei potentiellen Betrügern herumspricht: "Wir setzen auf die generalpräventive Wirkung unserer Maßnahmen, damit Missbrauch gar nicht erst entsteht", so Keller.

Die Verax-Liste wächst inzwischen fröhlich an: Woche für Woche kommen die verschlüsselten Daten weiterer ungültig gewordener Karten hinzu. Inzwischen ist es möglich, die Liste tagesaktuell über eine Internet-Verbindung zu aktualisieren. Bereits im kommenden Jahr wird die Verax-Liste erweitert: Verax-Connect prüft unmittelbar zum Zeitpunkt des Einlesens auf einem zentralen Server die Gültigkeit der Karte und den Zuzahlungsstatus des Versicherten. In Pilotregionen wie Trier laufen bereits erste Praxistests, weitere Regionen folgen.


WANC 02.11.05
 
 
 
 
 
 
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