Krankenhauseinweisung am Wochenende: Gefährlich

Gibt es ein unterschiedliches Risiko, abhängig von dem Wochentag, an dem man ins Krankenhaus eingeliefert wird? Ja, beantwortet eine Studie diese Frage. Und sie bestätigt, dass der sogenannte "Wochenendeffekt" durchaus existiert.  Warum das so ist, kann der Bericht aber nur annähernd erklären und macht auch mehrere Effekte dafür verantwortlich: geringere Besetzung mit Ärzten und Krankenschwestern/Pflegern, weniger erfahrene Mitarbeiter, längere Wartezeiten, eingeschränkter Laborzugang, besonders schwere und damit risikante Fälle.


Dass es diesen Wochenendeffekt überhaupt gibt, dass wollen viele Ärzte gar nicht wahr haben. Doch jetzt liegt eine neue Untersuchung von 28 Krankenhäusern in England, Australien, USA und den Niederlanden vor. Darin wurden fast 3 Mio. Fälle überprüft. Gesucht wurde, wie viele der eingelieferten Patienten innerhalb von 30 Tagen nach der Krankenhauseinlieferung gestorben waren.


Dabei stellte sich heraus, dass wegen eine Notfalles eingelieferte Patienten häufiger innerhalb dieses Zeitraumes gestorben waren, als Patienten, bei denen eine geplante Operation durchgeführt worden war. Fand die Einweisung am Wochenende statt, dann war das Todesrisiko in England lag das Risiko um durchschnittlich 8% (zwischen 4% und 13%), in den USA um 13% (zwischen 4% und 24%) und in den Niederlanden um 20% (zwischen 9% und 33%) erhöht. In Australien ließ sich ein solcher Effekt innerhalb von 30 Tagen nicht belegen. Der zeigte sich aber für eine Dauer von 7 Tagen. Der Wochenendeffekt betrug im Durchschnitt 12% und rangierte zwischen 4% und 22%. 


Dass Deutschland in dieser Untersuchung nicht vertreten ist, verwundert - oder auch nicht. Hierzulande scheint man solch unangenehmen Analysen lieber auszusparen. So stammt denn auch eine der weniger Studien zu diesem Thema in Deutschland aus dem Jahr 2009. Angefertigt hat sie Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und dabei Daten aus 72 deutschen Kliniken ausgewertet. Das Ergebnis: Die Todesrate von Krankenhaus-Patienten liegt am Wochenende höher als in der Woche. 


Während die Studien vor allem Unterbesetzung in den Krankenhäusern, lange Wartezeiten, schlechtere Diagnosemöglichkeiten und die Schwere der Fälle als Ursache für den Wochenendeffekt nennen, schiebt eine Auswertung von Daten in Dänemark den schwarzen Peter dem Patienten zu. Auch die Krankenhausakten von 175.000 Patienten zeigten, dass am Samstag und Sonntag eher gestorben wird. Bei der Analyse der häufigsten Diagnosen stellten die Ärzte aber fest, dass am Wochenende vorwiegend schwerer Erkrankte eingeliefert wurden, die auch vermehrt intenisvmedizinische Betreuung benötigten. Die Ärzte vermuten, dass viele Patienten mit am Wochenende auftretenden ernsten Symptomen versuchen, bis zum Montag durchzuhalten. In leichteren Fällen gelingt das auch - in schwereren eben nicht.


02.07.2015/ Quelle: BMJ Quality & Safety





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/wochenendeffekt-02-07-15.php
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