Krankenhaus-Bewertungen auf Facebook sind nur die halbe Wahrheit

Können die Bewertungen auf Social Media einen Anhaltspunkt für die Auswahl eines Krankenhauses bieten? Gesundheitswissenschaftler kommen in einer Beurteilung zu einem geteilten Ergebnis in Bezug auf die Versorgungsqualität bzw. auf die Patientenerfahrung. 


Die Wissenschaftler am Institut für Management (IFM) der Universität Erlangen-Nürnberg haben in ihrer Untersuchung festgestellt, dass die Mehrzahl deutscher Krankenhäuser mittlerweile auf Facebook vertreten sind und dort auch Bewertungen von Patienten erhalten. In einem ersten wurde geprüft inwieweit diese Bewertungen mit den veröffentlichten Qualitätsberichten der Kliniken beispielhaft für den Bereich der Geburtshilfe übereinstimmen. Diese Auswahl erfolgte, weil die Altersstruktur der Patientinnen am ehesten der von Facebook-Nutzern entspreche. 


Den Social-Media-Bewertungen stellten die Wissenschaftler die Ergebnisse der sogenannten externen stationären Qualitätssicherung (esQS) gegenüber. Sie werden seit 2005 kontinuierlich erhoben und bilden die Basis für die gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsberichte der Kliniken. Im Fall der Geburtshilfe werden beispielsweise die Zahl der Kaiserschnitte, die Anwesenheit eines Kinderarztes bei Frühgeburten oder die vorbeugende Gabe von Antibiotika bei einem Kaiserschnitt erfasst.


Die Ergebnisse der esQS aus dem Jahr 2015 haben die Wissenschaftler mit den Einschätzungen auf den Facebook-Seiten der jeweiligen Krankenhäuser verglichen. Fast 97% der Kliniken mit Geburtshilfe Stationen sind auf Facebook vertreten und bieten den Nutzerinnen die Möglichkeit, ihren Klinikaufenthalt mit einem Stern (schlecht) bis fünf Sternen (ausgezeichnet) zu bewerten. Die durchschnittliche Bewertung fiel mit 4,7 Sternen sehr gut aus, urteilen die Wissenschaftler. Damit stimmten sie „aber in keiner Weise mit den fachlich begründeten esQS-Urteilen“ überein. Deshalb seien die Bewertungen in Social Media als Maß für die klinische Versorgungsqualität „nicht geeignet“. 


In einem zweiten Schritt verglichen die Forscher die Facebook-Bewertungen mit Befragungsergebnissen der Krankenkassen (AOK und BARMER). Darin werden die Versicherten seit 2011 mittels des Fragebogens „Patients‘ Experience Questionnaire“ (PEQ) nach einem Klinikaufenthalt zu deren Erfahrungen um ihre Meinung gebeten, z.B. zu der Zufriedenheit in Bezug auf die Behandlung sowie der Betreuung von Mutter und Kind, aber auch wie die Qualität des Essens und die hygienischen Bedingungen eingeschätzt werden. Die Übereinstimmung zwischen Facebook-Bewertungen und den Ergebnissen der PEQ-Befragung sind hoch, konstatieren die Wissenschaftler. Wenn es also um eine Orientierung bei der Krankenhauswahl auf gemachte Erfahrungen anderer Patienten gehe, dann könnten Social Media durchaus eine Informationsquelle sein.


In einer weiteren Studie hat sich das IFM mit Arztbewertungsportalen auseinander gesetzt. Dabei wurden 29 Arztbewertungsportale identifiziert. Der Bekanntheitsgrad unter den online befragten 1044 Nutzern beträgt 53,6% und der Nutzungsgrad für die Arztsuche 23,4%. Ca. 70% der Portalnutzer gaben an, bei der Arztwahl durch Onlinebewertungen beeinflusst worden zu sein. Nahezu alle Hautärzte konnten auf den Portalen identifiziert werden, 93% davon wurden bereits bewertet (Mittelwert 24,55 Bewertungen). Der Anteil der Ärzte in der besten Notenkategorie beträgt durchschnittlich 55,1%.


Daraus zieht das IFM den Schluß, dass Arztbewertungsportale in der deutschen Gesundheitsversorgung angekommen zu sein scheinen und eine zunehmend bedeutsamere Rolle einnehmen. 


17.12.2018 cs / Quelle: Das Gesundheitswesen





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/social-media-bewertung-17-12-2018.php
powered by webEdition CMS