Zehn Prozent aller Klinikbehandlungen fehlerhaft

Auch Ärzte sind nur
Menschen und können Fehler machen. Zehn Prozent aller Diagnosen
und Therapien im Krankenhaus weisen solche Fehler auf. Wie viele
Fehler in niedergelassenen Arztpraxen passieren, darüber gibt es
keine Erkenntnisse. Obwohl derartige Fehler Leben kosten können,
spricht man nicht gerne darüber.


Bei rund zehn Prozent aller
Behandlungen in deutschen Kliniken kommt es zu folgenschweren
Fehlern. Dies berichtet das Magazin „Reader's Digest“
(April-Ausgabe) unter Berufung auf den "Sachverständigenrat
zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen". Demnach
sterben jährlich bis zu 81.000 Menschen "durch unerwünschte
und häufig vermeidbare Ereignisse im Krankenhaus". Die
Hauptursache geht offenbar auf menschliches Versagen zurück. Nur
in ganz wenigen Fällen seien es technische Mängel, sagt
Holger Thomsen, Leiter des AOK-Instituts Medizinschaden. Viel
häufiger seien es Kommunikationsfehler unter den behandelnden
Ärzten oder Nachlässigkeiten bei der Diagnose.



Obwohl Labore, Kliniken und
Ärzte jede Woche Tausende von Computertomografien,
Laborergebnisse, Röntgenbilder oder Mammografien auswerten und
zugleich Millionen von Blut- und Gewebeproben analysieren, gehen
Experten davon aus, dass die Fehlerquote in der Behandlung noch viel
höher ist, als die Statistik ausweist. "Wie häufig
solche Irrtümer in Arztpraxen passieren, darüber gibt es
keine Zahlen. Wenn sie überhaupt öffentlich gemacht werden,
dann auf freiwilliger Basis. Viele gelangen nie ans Licht",
vermutet der Arzt Ralf Rohde-Kampmann, der sich seit Jahren an der
Universität Frankfurt am Main mit dem Thema Qualitätsförderung
und Patientensicherheit beschäftigt.



Zwar gilt es als sicher,
dass 95 bis 98 Prozent der Laboranalysen richtig erstellt werden. Die
Fehlerquote von zwei Prozent reicht aber bereits für verheerende
Konsequenzen aus, wenn man als Beispiel eine Klinik zum Maßstab
nimmt, die 500 Betten hat und jährlich rund 1,5 Millionen
labormedizinische Untersuchungen vornehmen muss.



Allerdings gibt es
Möglichkeiten, sich vor Fehlern zu schützen: Einen
erfahrenen Arzt aufsuchen und nachfragen, warum die Untersuchung
gemacht wird, worum es im Detail geht und darauf achten, dass eine
mögliche Probe mit dem richtigen Namen und dem korrekten Datum
versehen wird. Und: Auf jeden Fall sich später über das
Ergebnis informieren lassen. So kann man sicherstellen, dass die
Probe nicht womöglich verloren gegangen ist oder vergessen
wurde.



Wichtig auch: Alle nötigen
Dokumente wie Röntgenbilder und Laborberichte sammeln und
notfalls durch separate Notizen über den Gesprächsverlauf
oder die Behandlung ergänzen. Nicht vergessen: Ist das Ergebnis
ungewöhnlich oder gar beängstigend, sollte man eine zweite
Expertenmeinung einholen.



Auf diese Weise können
Fehler zwar nicht ausgeschlossen, aber das Risiko minimiert werden.
"Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass ein großer Teil
der Medizinfehler auf das Konto übermüdeter, überarbeiteter
Ärzte geht", begründet der Patientenanwalt Benedikt
Jansen (Kempten) die gebotene Vorsicht. Hinzu komme der
wirtschaftliche Druck. "Ein Arzt ist auch Kaufmann. Viele
Leistungen,welche die Kassen früher vergütet haben, werden
heute gar nicht mehr oder nur noch im Rahmen einer Pauschale bezahlt.
Deshalb steigert manch einer seine Einnahmen, in dem er in derselben
Zeit mehr Patienten behandelt. Da sind Nachlässigkeiten
programmiert", warnt Jansen.



Angesichts der Entwicklung
haben inzwischen auch die Ärzte reagiert. Mit der Initiative
"Jeder Fehler zählt" wurde ein Fehlerberichts- und
Lernsystem für Hausärzte aufgebaut. Damit tauschen sich die
teilnehmenden Praxen anonym im Internet über Fehler aus.



WANC 23.03.07/Quelle:
Reader's Digest Deutschland





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/23_03_behandlungsfehler.php
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