Untersuchung
Medizinische Behandlung: Nicht alle Patienten werden in Zukunft vom medizinischen Fortschritt profitieren
> Gleiche Medizin für alle – ein Wunschtraum?

Der nationale Ethikrat
fürchtet, dass immer weniger Bürger künftig in den
Genuss von Spitzenmedizin kommen werden. Damit widerspricht er
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Seiner Ansicht nach wird
sich die Rationierung von Leistungen im Gesundheitswesen in den
nächsten Jahren verschärfen.


Die Experten verlangten
einen ehrlicheren Umgang von Politik und Gesellschaft mit der
Begrenztheit der Finanzmittel im Gesundheitswesen. Es bringe nichts,
wenn Politiker wie Edmund Stoiber (CSU) oder Kassenchefs einerseits
„Spitzenmedizin für jedermann“ versprächen und
andererseits die Kassen neue Behandlungsmethoden nicht bezahlten.



So betonte Walter Krämer
vom Institut für Wirtschafts- und Sozialstatistik in Dortmund,
Rationierung sei unvermeidbar. Die moderne Medizin sei Opfer ihres
Fortschritts. Neue Methoden weiteten das sinnvoll Machbare
„explosionsartig“ aus. So wachse die Kluft zwischen dem, was
sinnvoll wäre und dem, was sich die Gesellschaft leisten könne.
Einen Ausweg biete vielleicht die Stärkung der Früherkennung.



Der Chirurg Eckhard Nagel
widersprach der Meinung, dass alle Menschen in Deutschland
Spitzenmedizin erhielten. Er nannte als einfaches Beispiel den Mangel
an Organen für Transplantationen. Auch die Begrenzung von
Budgets und die Anreize zum Sparen etwa für Ärzte führten
zu verdeckter Rationierung, sagte Nagel.



Keine Einigung konnten die
Fachleute bei der Frage erzielen, ob im Gesundheitswesen tatsächlich
eine Kostenexplosion stattgefunden habe. Einige hoben hervor, man
könne eine Ausgabenexplosion nicht einfach abstreiten. Andere
dagegen wiesen diesen Begriff zurück. Es gäbe das „Gespenst
einer angeblich unkontrollierbaren Kostenexplosion“.



WANC 31.10.06

 
 
 
 
 
 
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