Krankenhausszene
Entwicklungen wie mehr ambulante Operationen, weniger öffentliche Förderung und eine geringere Verweildauer der Patienten gefährden die wirtschaftliche Existenz vieler Krankenhäuser.
> Krankenhäuser: Mindestens 40% von Insolvenz bedroht

Bis
zum Jahr 2020 sind mehr als 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser
von der Insolvenz bedroht, sagt der "Krankenhaus Rating Reports
2007". Jedenfalls dann, wenn keine Gegenmaßnahmen
ergriffen werden. Eine sind weitere Kostensenkungen. Als andere fällt
der Studie nur ein, die Kosten für die Versicherten zu erhöhen.


Zwar
haben sich die Finanzkennzahlen des deutschen Krankenhaussektors in
den vergangenen Jahren leicht verbessert. Die aktuelle
wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser ist jedoch weiterhin
recht unterschiedlich. Wie die Studie "Krankenhaus Rating
Reports 2007" zeigt, befinden sich zur Zeit 66 Prozent der
untersuchten Krankenhäuser finanziell im sicheren "grünen",
15 Prozent im "gelben" und 19 Prozent im gefährdeten
"roten" Bereich.



In
den nächsten Jahren kommen auf den Krankenhaussektor jedoch
viele Änderungen zu. Beispielsweise wird voraussichtlich die
Anzahl ambulanter Operationen zunehmen, die Verweildauer der
Patienten sinken und die öffentliche Förderung zurückgehen.
Diese und weitere Faktoren könnten dazu führen, dass ohne
gegensteuernde Maßnahmen bis zum Jahr 2020 nur noch rund 50
Prozent der Krankenhäuser im "grünen", rund 7
Prozent im "gelben" und 44 Prozent im "roten"
Bereich lägen.



Der
Report untersucht, was die Krankenhäuser tun müssen, um
diese Entwicklung zu vermeiden. So könnte beispielsweise der
derzeitige Status gehalten werden, wenn die Häuser im gelben
Bereich in den kommenden sechs Jahren ihre Kosten um 0,2 Prozent
senken würden. Die Krankenhäuser im roten Bereich müssten
ihre Kosten hierzu zwischen 0,3 und 2 Prozent verringern.



Auch
auf eine „Marktbereinigung“ setzt die Studie. Bis zum Jahr 2020
könnten jährlich die 1,5 Prozent der Krankenhäuser mit
dem jeweils schlechtesten Rating schließen, insgesamt also fast
22 Prozent. Als Folge würden die verbleibenden rentablen
Krankenhäuser besser ausgelastet und die Überkapazitäten
an Krankenhausbetten abgebaut. Diese liegen aktuell bundesweit
zwischen 5 und 7 Prozent und würden sonst bis 2020 wohl bei 35
bis 40 Prozent liegen. Sie fallen allerdings regional deutlich
unterschiedlich aus.



Von
einer solchen Marktbereinigung bis 2020 würden voraussichtlich
überproportional viele große, öffentlich-rechtliche
und akademische Lehrkrankenhäuser betroffen sein. Insgesamt wird
sich die Trägerstruktur, auch durch Fusionen und
Privatisierungen, zusätzlich in Richtung privater Trägerschaft
verschieben.



Um
die Zukunft des deutschen Krankenhaussektors zu sichern, sollten nach
den Ergebnissen der Studie „mehr marktwirtschaftliche Elemente im
Krankenhaussektor zugelassen werden“. Was die Autoren darunter
verstehen verklausulieren sie so: „Neben der Marktbereinigung
könnten mehr Freiheiten für den Beitragszahler dafür
sorgen, dass die Gesundheitswirtschaft sich stärker als bisher
entfalten kann.“



Mehr
Freiheiten für den Beitragszahler bedeutet allerdings nichts
anderes, als dass er mehr zahlen soll. Sagt der Report: „Eine
Möglichkeit hierzu wäre eine Basisversorgung für die
gesamte Bevölkerung, die weniger Leistungen als die derzeitige
gesetzliche Krankenversicherung umfasst. Diese könnte durch
einen Markt für private Zusatzversicherungen oder Selbstzahler
ergänzt werden.“



WANC
25.01.07

 
 
 
 
 
 
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