Krankenhausflur
Immer weniger Pflegepersonal: Kliniken in Deutschland rufen den wirtschaftlichen Notstand aus
> Ein Drittel der Kliniken schreibt Verluste

Die
Krankenhäuser schätzen ihre wirtschaftliche Lage miserabel ein. Und
34,5% der Kliniken haben 2004 rote Zahlen geschrieben. Darunter leiden
vor allem die Patienten, weil Investitionen unter anderem in
medizinisches Gerät unterbleiben und der Abbau von Personal munter voran schreitet.

„Der
schwer auf den Kliniken lastende finanzielle Druck wird sich auch im
Jahr 2006 weiter fortsetzen“, machte der Präsident der Deutschen
Krankenhausgesellschaft (DKG), Wolfgang Pföhler, Stimmung. Im aktuellen
„Krankenhaus-Barometers“ – einer repräsentativen Umfrage des Deutschen
Krankenhausinstituts (DKI) -  schätzen insgesamt 62,1 Prozent
der 319 befragten Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation im
kommenden Jahr als „pessimistisch“ ein.

Bei der Auswertung der
Jahresergebnisse der Krankenhäuser im Jahr 2004 wurde abermals die
schlechte Finanzsituation der Kliniken deutlich. Laut Gewinn- und
Verlustrechnung 2004 wiesen nur 51,1 Prozent einen Jahresüberschuss aus
– 11,3 Prozent verzeichneten ein ausgeglichenes Ergebnis. Mehr als ein
Drittel aller Kliniken (34,5 Prozent) schrieben im Jahr 2004 Verluste.

Neben
dem wirtschaftlichen Druck durch die Fallpauschalen-Finanzierung,
wertete Pföhler die rückläufige Investitionsbereitschaft der Länder als
maßgebliche Einflussgrößen. Im Krankenhausbereich sei die
Investitionsquote seit Jahren rückläufig und läge weit unter dem
Notwendigen. Im Jahr 2004 sank die Investitionsquote (Investitionen zu
Anlagevermögen) auf 11,3 Prozent, in 2003 betrug sie noch 13,6 Prozent,
im Jahr 2002 lag sie bei 15,3 Prozent.

Dieser deutliche
Rückgang um vier Prozentpunkte sei ein deutliches Alarmzeichen, so der
DKG-Präsident. Den Häusern gelänge es nicht mehr, die massiv sinkenden
Fördermittel der Bundesländer durch Finanzierungen aus Eigenmitteln
oder anderen Quellen auszugleichen. Pföhler forderte dringend stabile
finanzielle Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser ein, um sowohl dem
medizinisch-technischen Fortschritt standzuhalten als auch den
erheblichen Investitionsbedarf im Hinblick auf die Herausforderungen in
der Versorgung von immer älter werdenden, multimorbiden Patienten zu
gewährleisten.



Die
Umfrageergebnisse belegen zudem eine weitere Fortsetzung des
Personalabbaus in den Krankenhäusern. Von 2002 bis 2004 wurden
insgesamt 12,2 Vollkraftstellen pro Krankenhaus gestrichen. Dies
entspricht einem relativen Rückgang von 2,7 Prozent. In den Jahren 2000
bis 2002 war der Stellenabbau nur etwa halb so hoch. Von
der Personalreduzierung waren vor allem der Pflegedienst (-4,2
Prozent) und Mitarbeiter im Medizinisch-technischen Dienst (-1,1
Prozent) betroffen. Dagegen verzeichnete der Ärztliche Dienst (+4,2
Prozent) Zuwächse.



Dennoch
konnte der Bedarf an Ärzten weiterhin nicht ausreichend gedeckt werden.
Der Ärztemangel im Kliniksektor setzte sich damit fort. Rund 22 Prozent
der befragten Krankenhäuser gaben an, derzeit keine offenen Stellen im
Ärztlichen Dienst besetzen zu können. Dabei gab es ein deutliches
Ost-West-Gefälle: Während in den neuen Bundesländern fast jedes zweite
Krankenhaus (47,1 Prozent) Stellen im Ärztlichen Dienst nicht besetzen
konnte, fiel der Wert in den alten Bundesländern (17,8 Prozent)
erheblich geringer aus.



WANC 23.11.05

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS