Gar nicht lustig finden die Deutschen die Folgen der Gesundheitsreform (Foto: TK)
> Gesundheitsreform: Bürger bleiben kritisch

Rund ein halbes Jahr nach
Inkrafttreten der Gesundheitsreform beurteilen die Bundesbürger die
aktuelle Gesundheitsversorgung zunehmend kritisch. Gleichzeitig ist die
Skepsis gegenüber der künftigen Entwicklung des Gesundheitssystems
weiter gestiegen, während die konkreten Änderungen der letzten Reform
bislang nur bei einem geringen Teil der Bürger spürbar angekommen sind.



56 Prozent der Befragten sagen, dass die Gesundheitsversorgung in den
vergangenen zwei, drei Jahren schlechter geworden ist. Lediglich 57
Prozent - und damit sieben Prozentpunkte weniger als noch vor zwei
Jahren - sind der Überzeugung, im Krankheitsfall ausreichend
abgesichert zu sein. Dieser Rückgang ist vor allem auf die
pessimistische Einschätzung der gesetzlich Versicherten zurückzuführen;
von ihnen beurteilt inzwischen mehr als jeder Dritte den eigenen
Versicherungsschutz zumindest in Teilbereichen skeptisch. Die größten
Lücken sehen die Befragten bei Zahnbehandlungen 29 Prozent) sowie
Sehhilfen (25 Prozent).




Die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems insgesamt wird
weiterhin überwiegend positiv bewertet. 64 Prozent bezeichnen sie als
"gut" oder "sehr gut" - aber 18 Prozentpunkte weniger als 1994. Unter
denjenigen, die ihren eigenen Gesundheitszustand als "ziemlich
schlecht" oder "sehr schlecht" beschreiben, kommen lediglich 39 Prozent
zu einer positiven Beurteilung.




Noch deutlicher wird die Skepsis gegenüber dem Gesundheitssystem bei
der Frage nach der künftigen Entwicklung. 84 Prozent rechnen mit weiter
steigenden Beiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung, 81
Prozent mit erhöhten Zuzahlungen für Medikamente 2005: 76 Prozent); gut
drei Viertel der Befragten erwarten, dass es immer mehr zu einer
Zwei-Klassen-Medizin kommt und dass weitere Reformen auf den Weg
gebracht werden. Dabei sind 76 Prozent der Deutschen skeptisch, dass es
der Politik gelingt, längerfristig eine gute Gesundheitsversorgung für
alle sicherzustellen.




Gesundheitsreform: Nur jeder Zehnte bewertet Gesundheitsfonds positiv
Die Neuerungen der im April in Kraft getretenen Gesundheitsreform sind
bislang erst bei einem geringen Teil der Bürger spürbar angekommen.
Lediglich fünf Prozent wissen "ziemlich genau", wie die Neuregelungen
aussehen, 40 Prozent "ungefähr".




Konkrete Änderungen haben bislang 28 Prozent der Deutschen
festgestellt, hauptsächlich bei der Medikamentenversorgung. Von ihnen
hat beispielsweise mehr als jeder Vierte den Eindruck, dass häufiger
billigere Ersatzpräparate verordnet und ausgegeben werden.




Nur 23 Prozent der gesetzlich Versicherten haben bislang ein Angebot
ihrer Krankenkasse für einen neuen Wahltarif erhalten; drei Prozent
haben dies in Anspruch genommen. Auf hohes Interesse unter denjenigen,
die kein Angebot erhalten haben, stoßen vor allem Hausarzttarife (52
Prozent) und Tarife für eine integrierte Versorgung (45 Prozent). Unter
den Privatversicherten hat nur die Hälfte der Befragten bislang davon
gehört, Anfang 2009 unter Mitnahme der Alterungsrückstellungen in Höhe
des Basistarifs den Anbieter wechseln zu können; für 16 Prozent käme
ein solcher Wechsel derzeit in Frage. Im geplanten Gesundheits- fonds,
einem zentralen Element der Gesundheitsreform, sieht nur jeder zehnte
Vorteile.




Verbreitete Sorge über die Absicherung im Pflegefall Bei der
Pflegeversicherung wissen lediglich 19 Prozent der Befragten, welche
Reformmaßnahmen die Große Koalition im Juni beschlossen hat. Von diesen
19 Prozent sind elf Prozent der Meinung, dass die beschlossenen
Maßnahmen ausreichen; rund drei Viertel fordern eine umfassendere
Reform.




Trotz der angekündigten Leistungsverbesserungen geben 46 Prozent der
Deutschen an, sich Sorgen über die finanzielle Versorgung im Pflegefall
zu machen. Allerdings haben erst elf Prozent der Bürger eine private
Zusatzversicherung für den Pflegefall abgeschlossen, weitere 13 Prozent
planen einen Abschluss.




53 Prozent sagen: Krankenhausärzte haben zu wenig Zeit Obwohl 91
Prozent der Deutschen bei ihrem letzten Krankenhausauf- enthalt mit der
medizinischen Versorgung "zufrieden" oder "sehr zufrieden" waren, sagen
53 Prozent, dass die Ärzte in den Krankenhäusern zu wenig Zeit für den
einzelnen Patienten haben. Zum Vergleich: 1995 kam nur rund ein Drittel
der Patienten zu diesem Urteil. Mehr als 40 Prozent halten zudem das
Pflegepersonal für überlastet und überfordert. Der
Gesundheitsreport enthält zusätzlich Aussagen zum Interesse an einer
ärztlichen Behandlung im Ausland, zur Gesundheitsversorgung im
Krankenhaus und zur Einschätzung von Ärzten.




WANC 22.11.07 Quelle: MLP Gesundheitsreport 2008, eine repräsentativen Studie des
Finanzdienstleisters MLP in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie
Allensbach unter rund 1.900 Bundesbürgern

> Pflege in Deutschland: Notstand

> Gesundheitsver- sorgung: Zufriedenheit sinkt europaweit

 
 
 
 
 
 
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