VFA-Vorstand Barner: "Millionen deutscher Patienten sind von einer eklatanten Unterversorgung mit Arzneimitteln betroffen." (Foto: Boehringer Ingelheim)
> Defizite in der Versorgung mit Arzneimitteln

Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) hat ein eigenes Gutachten über die Arzneiversorgung in Deutschland vorgelegt. Darin werden - wie könnte es anders sein - teilweise enorme Versorgungsdefizite bei der Medikamentenversorgung festgestellt.

"Millionen deutscher Patienten sind von einer eklatanten Unterversorgung mit Arzneimitteln betroffen. Um ihr entgegenzutreten, ist es notwendig, den Ärzten Raum für eine adäquate Arzneimitteltherapie zu geben." so Dr. Dr. Andreas Barner, Vorstandsvorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), bei der Vorstellung des Gutachtens "Defizite in der Arzneimittelversorgung in Deutschland".


Das Gutachten dokumentiert für rund 20 Millionen Fälle innerhalb eines Jahres, dass Patienten gar nicht oder nur unzureichend mit den für sie notwendigen Medikamenten versorgt werden. Allein 10 Millionen Fälle betreffen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Osteoporose; und sechs Millionen Patienten in Deutschland, die an Migräne oder chronischen Schmerzen leiden, werden nicht angemessen versorgt. 377.000 Patienten mit Herzinsuffizienz erhalten keine Betablocker, obwohl sie angezeigt wären und die Behandlungskosten senken würden, bei vielen weiteren Patienten werden sie unterdosiert.

Schon vor vier Jahren zeigte der VFA, dass Deutschland in vielen Therapiegebieten seiner Meinung nach keine moderne und flächendeckende Arzneimittelversorgung bietet. Auch andere Institutionen hätten seither zur deutschen Versorgung Alarmzeichen gegeben. Das Gutachten belegt bei der Behandlung von Alzheimer, Migräne oder rheumatoider Arthritis auch, dass privat versicherte Patienten in der Arzneimittelversorgung gegenüber gesetzlich Versicherten besser versorgt werden.


Auch im internationalen Vergleich offenbaren sich Defizite. So müssen in Deutschland Patienten mit rheumatoider Arthritis oder chronischen Schmerzen verglichen mit Patienten in europäischen Nachbarländern oder den USA mit deutlich weniger Verordnungen für innovative und wirksame Medikamente auskommen.

"An das Gutachten muss sich eine konsequente Ursachenanalyse anschließen", fordert Barner. Sicher gebe es nicht die singuläre Ursache für den Versorgungsnotstand. So seien Menschen für ihren Impfschutz letztlich selbst verantwortlich, wofür sie allerdings auch auf umfassende und verbreitete Informationen angewiesen seien. Bei anderen Indikationen müssten sich die Patienten hingegen auf die sie Behandelnden verlassen. Ärzten würde das leitliniengerechte Verordnen jedoch vielfach durch viel zu knappe Richtgrößen für Verordnungsvolumina schwer gemacht, deren Überschreiten mit einer Wirtschaftlichkeitsprüfung für die betroffene Praxis verbunden sei. "Diese Richtgrößen müssen dringend auf ein für die angemessene Patientenversorgung notwendiges Niveau angehoben werden", verlangt Barner.


WANC 21.10.04

 
 
 
 
 
 
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